Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Montag, 2. Januar 2012
Politisch korrektes Deutsch
O.k.... man hat ja meist ein gewisses Selbstbild von sich. Meins ist was Mitbürger mit Migrationshintergrund angeht das einer fremdenfreundlichen Frau G., die am liebsten beim Türken ihr Gemüse einkauft und kein Problem mit der bekopftuchten Verkäuferin bei H&M hat, die im Gegenteil die multikulturelle Vielfalt ihrer Stadt sehr zu schätzen weiß.

Heute wurde diese Grundeinstellung jedoch ein wenig auf die Probe gestellt.

Ich fand mich beim Arbeitsamt ein, um mich dort zu melden, nach diesem und jenem zu erkundigen, mit rudimentären Vorstellungen über den Ablauf, da ich dort bisher nur ein einziges Mal vor Jahren war.

Ich stand um 8 vor der Tür, alles ging ruckzuck und ich war angenehm überrascht.

Zumindest solange, bis mich ein ungefähr 15 jähriger (!) Mitarbeiter aufrief, um ihm an seinen Platz zu folgen. Er war sehr freundlich, aber leider war das auch schon alles.
Er wusste nichts mit meinen Fragen anzufangen, Gründungszuschuss keine Ahnung, dass man auch selbstständig nebenberuflich tätig sein kann war ihm ganz neu und was zum Teufel ist eine Heilpraktikerin?

Dem Namensschildchen nach war er türkischer Abstammung oder vielmehr seine Eltern, seine Ausdrucksweise gewöhnungsbedürftig bis unverständlich und die deutsche Grammatik war nicht sein Freund.

Nachdem ich meine Angaben 3 mal wiederholt hatte, er immer noch nicht wusste welches Formular er mir nun ausdrucken muss und er schließlich eine Kollegin hinzugezogen hatte, war er ziemlich hinüber.

Mit letzter Kraft reichte er mir einen Stapel Papiere.
"Ich erkläre Sie das jetzt mal", sagte er. "Das is schwierig mit die Papiere, wenn Sie noch Fragen haben müssen Sie am besten die Hotline anrufen, die gehen den Fragen dann nochmal mit Sie durch und helfen Sie."

Ich habe wohl etwas erstaunt geguckt, was er als Unverständnis interpretierte und anmerkte: "Also den zweiten Bogen ist nich wegen den Geld oder so, dass is für den Sachbearbeiter wegen den Vermittlungsgespräch, also nich wegen den Geld. Für den Geld ist den ersten Bogen."

Ja. So war das.
Und nun frage ich mich die ganze Zeit was ich davon jetzt halten soll und vor allem welche Einstellungskriterien das Arbeitsamt wohl hat. Welchen Schulabachluss mag dieser Junge haben? Und wen zum Teufel soll der beraten. Und vor allem: wie?

Bin ich gerade eben fassunglos und das nich nur wegen den Geld, sondern vor allen wegen den Klischee den hier erfüllt wird.

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Donnerstag, 19. Juni 2008
Schwulsein ist keine Sünde
Ich habe einen Bekannten, nennen wir ihn mal A.

A. ist ziemlich schwul und ziemlich katholisch. Ersteres merkt man ihm nicht an, zweiteres durchaus. Leider.

Ständig rennt er in die Kirche, trägt auch in der grössten Hitze langärmelige Hemden und Anzug, wählt CDU, ist gegen Kindertafeln, Asylanten und arbeitende Mütter und ruft, wenn er Falschparker sieht, auch gerne mal die Polizei.

Sein mit ihm im Geheimen (!) zusammen lebendes Pendant wollen wir mal B. nennen. B. ist genau so konservativ,

Bei B. funktionierte mein Schwulenradar von Anfang an besser, allerdings ist auch er ein Falschparkerhasser und irgendwie auch ein Frauennichtsosehrmöger.
Dementsprechend bin ich eine Bnichtsosehrmögerin

Vor einger Zeit hatten A und ich ein Gespräch unter vier Augen. Ich fragte ihn weshalb B nicht offiziell bei ihm wohnen darf. A ist Mitte 30, B ist Mitte 40 und wenn A`s Eltern kommen muss B solange ausziehen.

Naja, meinte A, Hauptgrund sei, dass seine Eltern nicht wüssten, dass er mit einem Mann zusammen lebt.

Wie, frage ich, Deine Eltern wissen nicht dass Du schwul bist? Er sei nicht schwul offenbart er mir daraufhin. Schliesslich habe er zig Freundinnen gehabt.
Ja, aber, er lebe doch nun mit einem Mann zusammen, den er angibt sehr zu lieben, wundere ich mich.

Das mache ihn aber nicht schwul, sagt er.
Ich glaube mein Mund stand mindestens eine halbe Minute lang unhöflich weit offen.

Ich frage mich wie man sich selbst so belügen kann.
Wenn auch nur der Hauch einer Chance bestünde ein biederes, heterosexuelles Leben zu führen und mindestens 5 bis 6 selbstgezeugten Kinderlein den Katholizismus aufzudrücken, A hätte sie unter Garantie ergriffen.

Statt dessen sitzt er im Karohemd, mit Bundfaltenhose und Strickpollunder neben B auf dem Sofa, den er sogar mit in seine ehemalige Burschenschaft (!) schleppt, ohne das jemand wissen darf, dass er sich von B auch gerne mal beglücken lässt.

Wahrscheinlich wird es zwar den Burschen nicht lange verborgen bleiben, schliesslich ist B´s mädchenhaftes Gegiggle keine besonders gute tarnung, aber solange offziell allles im konservativ schwarzen Bereich bleibt, guckt man höchstwahrscheinlich gnädig drüber weg.

A wird seine Eltern also nichts erzählen. In der Kirche erzählt er übrigens auch nichts. Der Herr Pfarrer weiss nichts von B´s Tigertanga in A´s Doppelbett und das begründet A damit, dass Schwulsein schliesslich keine Sünde sei, also gäb´s da auch nix zu beichten.

Daraufhin war ich so verwirrt, dass ich nur noch nicken konnte und dann lieber das Thema wechselte.

Ich habe Geisteswissenschaften studiert, was ja ein wahres Sammelbecken für Schwule ist und ich hatte und habe immer schwule Freunde gehabt, aber diese Form des Lebenstils und diese Form der Logik waren sogar mir neu.

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Sonntag, 8. Juni 2008
Hakuna Matata
Ich bin ja an sich nicht so ein Wahnsinns Musical Fan.
Vor allem kein Fan dieser Mainstreem-Dauerschleifen-0815-Busreisen-Musicals, die ja leider vielerorts das klassische Musical verdrängt haben.

Zu Cats habe ich mich vor 15 Jahren überreden lassen, alles andere konnte ich erfolgreich abwenden.

Das einzige Musical, dem dieser Tage nicht mal ich widerstehen konnte war der König der Löwen.

Hingehen wollte ich dahin schon immer mal, aber es gab erstens nie Karten für die Tage an denen wir konnten und ehrlichgesagt war mir der Spass, als ich mich mal näher damit beschäftigte, dann doch ein bißchen zu teuer.

Nun schenkten mir vor zwei Wochen sehr nette Nachbarn ganz unverhofft Tickets für sehr, sehr gute Plätze, ganz, ganz weit vorne für den heutigen Samstagsabend. An sich ein Geburtstagsgeschenk für die liebe Verwandtschaft, die dann aber doch nicht anrückte. Fussball-EM lässt grüssen.

Ich freute mich wie blöd und obwohl es mir zur Zeit nicht so gut geht, raffte ich meine müden Knochen zusammen und stiefelte mit meinem Liebsten im Schlepptau Richtung Hafen.

Herr G. sagte düster einen halb leeren Theatersaal voraus, in dem ausser uns nur noch weibliche Kegelclubs aus Pusemuckel sitzen würden.

Natürlich war es statt dessen brechend voll und kein Platz blieb unbesetzt, von den Damen UND Herren, die aus Pusemuckel erschienen waren.
Herr G. kam also zu dem Schluss, dass auch noch andere Ehemänner unter dem Joch des Zwangs hergeschleift worden sein müssten.

Als es jedoch losging konnte nicht mal mein mürrischer Ehemann sich dem Zauber von Musik und Kostümen entziehen. Spätestens der Baby-Elefant brach das Eis und die drei Stunden, die die Darbietung dauerte vergingen wie im Fluge. Tolles Bühnenbild, wunderschöne Kostüme und beeindruckende Stimmen, es hat echt alles gepasst und beim Circle of Life bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Einzig der Simba mit dem holländischen Akzent bedeute einen Stilbruch, den die beachtlichen Brustmuskeln allerding wieder rausreissen konnte, zumindest von meiner Seite aus.

Herr G. hingegen war der Meinung, dass er nun weiss, dass die Holländer noch eine zweite Sache genau so wenig können wie Fussball spielen. Er ist halt kein Freund männlicher Brustmuskeln.

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Montag, 2. Juni 2008
Sähr sältsam
Ich schreibe wenig in mein Blog momentan. Und noch weniger lese ich andere Blogs.
Das liegt einerseits daran, dass meine Zeit ziemlich verplant ist und andererseits finde ich die meisten Blogs inzwischen schnarchlangweilig.

Irgendwann wiederholt sich alles und manche schiessen sich dermassen auf ein Thema ein oder pflegen derart ihre (Online-?) Profilneurose, dass ich beim lesen Augenschmerzen bekomme.
Andererseits gibt es von mir zur Zeit auch nur wenig zu berichten, zumindest von dem was ich für blogtauglich halte.

Ich weiss es gibt Blogger die en detail über angebliche Fehlgeburten, Hochzeitstorten, Selbstgestricktes und
ihren vom Dünnschiss gebeutelten Hund bloggen. Es sei ihnen auch gegönnt. Aber mir fehlt dazu schlicht die Lust.

Trotzdem schrieb ausgerechnet mich dieser Tage ein Journalist an, der mich wegen meines Blogs gerne interviewen möchte.
Mir ist klar, dass es Leute gibt die da gleich in die Luft springen würden und sich halb tot freuen, wenn endlich mal mehr als ihre drei Stammleser Notiz von ihnen nähmen.

Ich erinnere mich da an gruselige TV Aufzeichnungen, und anderes, peinliches Geplapper , bei denen mein Fremdschämfaktor unendlich in die Höhe schoss und ich mit einem Kissen vorm Bildschirm nur noch "OH MEIN GOTT!" kreischen konnte.

Ich blogge zur Zeit nicht mal regelmässig, was also soll ich darüber in einem Interview sagen?
Nö, lass mal. Ist nett gemeint, aber das ist echt nicht mein Fall.

Mehr dreist als nett fand ich allerdings vor ein paar Tagen eine Mail, in der eine Autorin mich darum bat ihr einen Text (gratis) für ihr neuestes Buch zu überlassen.
Einfach so. Eventuell gegen Nennung meines Namens.

Sehr grosszügig.

Dieser Text ist übrigens nur noch über Google Cache zu erreichen weil schon lange von der HP gelöscht.

Das erinnerte mich dann darin wie gross die Fusstapfen sind, die wir im Netz hinterlassen, wenn wir einmal nicht aufgepasst haben beim herummarschieren.

Natürlich bekommt sie den Text nicht.
Vielleicht hat aber der Journalist ja Lust statt meiner die Autorin zu interviewen und bezahlt sie mit einem lustigen Text für ihr Buch?!

Dann wäre vielleicht beiden geholfen...

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Dienstag, 13. Mai 2008
Guten Hunger
Wenn man sich beruflich mit dem Thema Gesundheit befasst, meint absolut jede und jeder einen mit seinen "Krankheiten" beglücken zu müssen, besonders die, die an sich nicht krank sind, sondern nur doof.

Letztlich sitze ich im Zug, neben mir eine Mutter mit einem rund ein Jahr alten Kleinkind.
Jason, (sprich: Iahsohn) würde augenscheinlich gerne schlafen, aber seine Mutti meint sie müsse ihn alle 2 Sekunden zum Quieken bringen.

Mutti grabbelt, ich lese, Jason quiekt.
So leben wir in fiedlicher Koestistenz, bis Mutti den Entschluss fasst auch mich bespassen zu müssen, wo ich so einsam, alleine und ohne Kinder-Kotze-Spuren auf den Klamotten durch die Gegend reise.

Wohin ich denn fahre? Zum TCM-Kongress? Wasndas? Woisndas? Wasmachichdennda? Heilpraktikerin? Super, da hab ich gleich mal eine Frage.....

....stöhn....

Jasons Mutti lehnt sich entspannt zurück und beginnt, obwohl ich demonstrativ weiterhin in mein Buch gucke und nur Hmhmhmhm anworte, mir ihre Krankengeschichte zu offenbaren.

An sich ist sie glücklich, supidupipuuuuupi glücklich, denn klar, sie ist ja Jasons Mutti. Jason gluckst begeistert, um diesen Umstand würdig zu untermalen.
Nur hat sie seit einiger Zeit diese bklöden Schlafstörungen und immer ist ihr nachts so warm. Und manchmal ist ihr schwindelig und sie ist soooo müde. Ok, das kommt wohl davon, dass Jason alle 5 Stunden trinken muss....

Ich gebe mich geschlagen und klappe mein Buch zu.
Wie, frage ich, was muss er alle 5 Stunden trinken? Obwohl mir die Antwort natürlich klar ist.

Muuuuumiiiiii `türliiich, flötet Jasons Mutti und kitzelt den erschrocken aufquiekenden Jason aus dem Halbschlaf.

Wie alt ist denn Ihr Sohn, frage ich sie.
14 Monatiiiiiis ist mein Knuffelchen und kneift Jason liebevoll in eins seiner Speckbäckchen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde er seiner Milchquelle spätestens jetzt gerne vor´s Schienenbein treten, wenn er nur schon wüsste wie sowas geht.

Und warum stillen Sie dann noch? An sich kenne ich auch hier die Antwort schon.

Mutti reisst erschrocken die Äuglein auf, wie kann ich nur sowas fragen. Weil das die Bindung von ihr und Klein-Jason stärkt natürlich. Sie finden das beide total schön. Und es ist ausserdem so gesund. Das müsste ich als Heilpraktikerin eigentlich wissen. Und sie will doch nur einen natürlichen Tipp wie sie wieder besser schläft. Und diesen Schwindel los wird. Und die unangenehme Schwitzerei.

ich werfe einen Blick auf den wissend grinsenden Jason, der bereits so viele Zähne besitzt wie der Weisse Hai.

Hören Sie, sage ich, Gott hätte ihrem Sohn keine Zähne gegeben, wenn die nicht dazu da wären zu kauen.
Stillen Sie ihn ab und essen Sie möglichst viele Blut bildende Lebensmittel.

Jasons Mutti ist platt und nimmt die Farbe einer reifen Tomate an.
Sie scheint mehrmals zu einer Antwort ansetzen zu wollen, schnappt aber nur nach Luft wie ein Fisch auf dem trockenen. Schliesslich presst sie ein: "SIE haben sicher keine Kinder", hervor.

Nee, sage ich, aber ich habe auch keinen Qi- und Blutmangel, weil ich mich für eine Milchkuh halte.

Nun ist Jasons Mutti beleidigt. Sie reisst demonstrativ ihre Bluse hoch und presst den armen, verschwitzten, sich windenden Jason an ihre mütterlichen Möpse um ihm zu geben was ihm so gut tut. Und ihr auch. So!

Ich lächle ihr freundlich zu, drehe mich zu Seite und schlafe erst mal gemütlich ein Stündchen. Als ich wieder aufwache schnarcht Jasons Mutti im Halbkoma, während Jason in ihrem Tragetuch selig an einer Brotrinde lutscht.

Verlegen guckt mich die Omma von gegenüber an und legt den Finger auf den Mund.

Ich lache leise und vertiefe mich wieder in mein Buch.

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Montag, 10. März 2008
Vergesslich oder Scary Movie?
Mein Beitrag vom 6. März ist verschwunden. Oder kam er etwa nie an? Oder habe ich ihn gar nicht geschrieben? Macht das altern vergesslich?

Man weiss es nicht genau...

Wie auch immer, ich bedanke mich auch an dieser Stelle nochmal ganz herzlich für alle Glückwünsche, Geschenke, Karten, Anrufe, Blümchen usw usf, die mir an meinem Geburtstag gewidmet wurden.

Ich hatte wirklich einen grossartigen Tag, der mit einem selbstgebacknenen Kuchen von Herrn G. anfing, der mich zum husten und lachen brachte (und weil ich Geburtstag hatte durfte Herr G. NICHT beleidigt sein, hehehe) und dann klingelte und dudelte es auf allen Leitungen und an der Türklingel und ich war froh alles für die Party schon einen Tag vorher zusammengekauft und gerührt und gekocht zu haben.

Das Highlight des Abends war dann ganz sicher der Moment, als ich aus versehen den Cocktail-Mixer anstellte ohne vorher den Deckel aufgelegt zu haben...*kreisch*

Darauf hin belagerte mich die ganze Meute in der Küche, wohl auf weitere Action hoffend. *hmpf*

Gut, dass ich über mich selbst lachen kann und genug Klamotten im Schrank habe um mich auch ein zweites mal ordentlich aufrüschen zu können.

Beides ist in solchen Momenten quasi unbezahlbar.

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Montag, 3. März 2008
Wildwechsel
Schon wieder ein Lebensjahr zum Teufel. was habe ich bloss die letzten 12 Monate gemacht überlege ich krampfhaft, während ich die Holz-Arbeitsplatte in meiner schönen, weissen Landhausküche einöle.

Der Begriff Landhausküche stammt übrigens nicht von mir, ich hielt sie bis vor kurzem für eine stinknormale IKEA-Küche, genauer gesagt bis mir eine spitznasige Winterhuder Nachbarin in Barbour-Jacke genau dieses Wort vor Entzücken quietschend entgegenhauchte. als sie ungeniert in mein Küchenfenster glotzte.

Das sind so die Nachteile des Erdgeschosses. Andererseits geniesse ich die Deckenhöhe von rund vier Metern hier unten auch sehr, Dachschrägen sind was für Ferienwohnungen, Kinderzimmer oder Stiudentenbuden.

Wo war ich? Ach ja, die letzten 12 Monate. Ein Wechselbad der Gefühle würde ich das mal nennen, was da so abging.

Zunächst fing alles gut an, dann kam neben normalem Stress, durchgeknallten AnruferInnen, Verwalterfirmen, Handwerkern und Ärzten und anderem Sozialschrott, den man abhaken durfte, noch ein Lernpensum für meine HP Prüfung dazu, das nicht von schlechten Eltern war.

Tägliches, stundenlanges Dauerpauken drohte meine Gehirnwindungen platzen zu lassen. Dann kam die Prüfung und ich gehörte zu den 20%, die schriftlich durchkamen. An sich schon ein echtes Wunder.

Ich wünschte die ganzen KlugscheisserInnen, die sich hochnäsig über den Beruf des Heilpraktikers äussern und lieber massenhaft künstliche Hormone und Antibiotika in sich hineinstopfen während sie über angeblich chronische Erkrankungen greinen (die sie durch den ganzen Dreck nochmehr chronifizieren), würden sich diese Fragen mal reinziehen.

Dann ging es nahtlos über in die mündliche Prüfung im Dezember und hier folgte dann das was man gemeinhin als worst case bezeichnen kann. Oder als Super-Gau, wenn man es lieber so ausdrücken möchte.

Ich stand morgens auf und wusste schon: das wird nichts. Es gibt einfach Gefühle, die trügen nicht.
Obwohl ich total entspannt und sehr gut vorbereitet war schwante mir schlimmes und so kam es dann auch.

Ich will hier nicht lang und breit über den Prüfer vom Gesundheitsamt schwadronieren, dem für meine Begriffe mehr als eine Tasse im Oberstübchen fehlt.

Der Typ war einfach nur bescheuert und er hatte wahrscheinlich beschlossen, dass er mich durchfallen lassen würde, als ich gerade den Raum betrat.

Männer unter 1,70 sind oft nicht so einfach zu handeln.

Wie auch immer, es ging nicht gut, ich hab es nicht geschafft.

Das sind so Momente im Leben, von denen man denkt man könne sie nicht überleben. Und dann dreht sich die Welt einfach weiter und man lebt doch noch und atmet doch noch und erkennt mal wieder wie lächerlich unwichtig das alles war.

Ich habe weitaus schlimmeres ertragen müssen und es trotzdem überlebt. Ich wurde schwer krank, ich habe mein Kind verloren, ich bin dabei selbst fast gestorben
und habe aus dem letzten Loch gepfiffen.

Menschen die mir nahe standen haben mich belogen und hintergangen, Menschen die mir nicht nahe standen haben mich mit ihrem Psychokram belästigt und versucht mir meine kostbare Zeit und Energie zu klauen.

Na und?

Ich hab´s überlebt und heute kann ich sagen ich bin frei.

Frei von unerfüllten Sehnsüchten, denn das was ich wirklich will mache ich wahr für mich. Ich brauche keinen anderen Menschen um zu sein wer ich bin.

Ich muss nicht Mutter sein, Schwester, Tochter oder Ehefrau um mich als Frau zu fühlen.

Und ich brauche ganz sicher keinen Amtsarzt, um zu wissen ob ich Ahnung habe oder nicht.

Im Juli werde ich die Prüfung wiederholen und fertig.
Und wenn nötig werde ich das so lange tun bis es klappt.

Und übermorgen werde ich selbstgemixte Cocktails mit Freunden und meinem Frosch trinken und feiern und lachen und mich einfach freuen da zu sein.
Immer noch und hoffentlich noch ein wenig länger.

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Dienstag, 19. Februar 2008
Ost oder West?
Ich muss sagen ich wusste gar nicht wie urlaubsreif ich war, bevor wir hier ankamen.

Bad Sachsa im Harz? fragten mich Freunde, ist das nicht im Osten? Nee, ist es nicht.

Aber hier im Harz weiss man nie so genau wo man ist, Ost, West, alles sieht gleich fachwerklich aus und an den holperigen Strassen erkennt man den wilden Osten schon lange nicht mehr.

Und die Optik der Einwohner umfasst inzwischen auch auf beiden Seiten der Republik eine ansehnliche Prozentzahl an Rotstähnenträgerinnen. Ich denke sowieso nicht dass man im Osten mehr Jasons finden wird als in sagen wir mal Bremerhaven.

Allein die Freundlichkeit, irgendwie haperts im östlichen Teil noch immer damit. Im wirklich wunderschönen Quedlinburg nur muffelige Kellner, maulige Verkäufer und eine völlig meschuggene Buchhändlerin, die sich für einen Einkauf über 20 Euro mit EC Karte nicht nur den Perso von Herrn G. zeigen lies, nein sie motzte, nöhlte und schrieb sich zig Daten von ihm auf.

Sowas kommt natürlich nur bedingt gut an bei den Kunden.

Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen dem verärgerten Herrn G. von der Karstadt Tussi in Hamburg zu erzählen, die sich Annotuck weigerte mir für 10 DM (!) eine Kunstpelzmütze im Ausverkauf zu veräussern, weil sie fand meine Unterschrift sähe der auf meiner EC Karte nicht ähnlich.

Meine Beteuerungen interessierten sie einen Schnauf und nach langem hin und her und meiner laut geäusserten Missfallenkundtat erwiderte sie nur gelassen: Lernen SIE doch erstmal wie man ordentlich unterschreibt!

Unser kleine Frienwohnung unterm Dachjuchhee ist jedenfalls zuckersüss und pingelig sauber und die Vermierter unheimlich bemüht und nett.

Einzige die Raumhöhe und die Dachschrägen wären auf Dauer nichts für uns, vor allem nicht für meinen über 1,90 grossen Ehemann. aber sonst ist alles noch viel hübscher und besser als gedacht.

Es gibt eine schwarze Katze zum kuscheln und eine sehr charmante Dreijährige, deren kleine Trappelfüsse unter uns fast das einzieg geräusch sind, was man hier mit vernehmen kann.

Unser Anspruch beschränkt sich nur auf Ruhe, Ruhe, Ruhe, lecker Essen, viel frische, klare Luft und sonst nix.

Na gut, vielleicht noch W-Lan. ;)

Bisher wurde dem zu 100% entsprochen.

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Dienstag, 4. Dezember 2007
Die Sache mit dem Qi
Die Lernerei stresst mich. Ich habe stets das Gefühl mich nicht gut genug vorbereitet zu haben und das blockiert dann tatsächlich meine Vorbereitung.

Dass ich nicht die einzige bin weiss ich, es tröstet mich dennoch nicht.
Nächsten Mittwoch ist es soweit. Elf Uhr ist die Stunde der Wahrheit.

Dass ich unter Qi Stagnation leide ist also kein Wunder. Kopfweh, Verspannungen, Müdigkeit, schwanken zwischen Euphorie und Depression. Nachts hält mich mein Hirn, dass tagsüber dauernd müde ins stocken gerät auf Trab. Tausend Fragen kreisen und sausen durch meinen Kopf.

Die Frage was ich bloss mache wenn es nicht reicht. Die Frage ob es nicht vielleicht doch sein kann dass es reicht. Die Frage weshalb ich mir das antue. Die Frage weshalb ich mich eigentlich so stresse.

Die einzig wirksame Therapie dagegen ist Arbeit. Sobald jemand auf meiner Liege Platz nimmt und ich beginne zu berühren, zu nadeln, Meridiane frei zu massieren oder zu moxen schliesst sich mein Qi dem des Patienten an und beginnt zu fliessen. Und anschliessend bekomme ich diesen leicht euphorischen Kick.

Das hat mich zunächst etwas besorgt gemacht. Ich will ja dem Menschen dort vor mir nicht irgendwelche Energien abziehen. Auf längere Sicht wurde aber klar, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Je grösser der Kick desto besser geht es dem Patienten.

Das widerum war mir ein wenig unheimlich. Und auch peinlich. Ich bin keine Freundin von Wasseradersuchen-Heilsteinbegrabbeln-Urlaubsortauspendeln. Chinesische Medizin ist etwas sehr handfestes. Ein vollkommen logisches, geschlossenes System.

Bei einem speziellen Seminar am Wochenende zu den Themen Kopfschmerzen und Hautkrankheiten fordert der Dozent alle Teilnehmer auf kurz zu meditieren vor einer Nadelung.

Das eigene Qi müsse mitfliessen bei der Behandlung.
Fragende Blicke. Meditieren finden sie alle toll, aber da fliesst bisher nichts.
Bei mir ist es umgekehrt. Ich finde es höchst albern mit 12 anderen Menschen um eine Liege herum zu stehen und zu schnaufen und versunken zu tun, mein Qi fliesst allerdings auch sowieso von ganz alleine sobald ich eine Nadel benutze um jemanden zu akupunktieren.

Und während ich noch denke, dass ich den Seminarleiter eigentlich ganz gut fände wenn er nicht dauernd dieses esoterische Gequatsche einflechten würde, sagt er: "Wenn man es richtig gemacht hat, wenn eine Behandlung optimal gelaufen ist, dann hat man danach so einen speziellen Kick.

Ich glotze ihn ob meiner totalen Überraschung wohl höchst unhöflich an, was er natürlich falsch deutet und er sagt ein wenig pikiert: "Das klingt vielleicht seltsam für Sie Frau G., aber Sie können mir ruhig glauben. Natürlich dauert das unter Umständen Jahre bis man soweit kommt, aber es ist möglich."

Die Meditierer nicken begeistert und ich antworte so etwas ähnliches wie "Grhmpflgnhmpf."

Was soll ich sagen, wenigstens weiss ich nun, dass ich kein Freak bin. Zumindest nicht was Akupunktur betrifft.

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Donnerstag, 15. November 2007
Präsente
Lieblingsquiz vom Patenkind beginnt aktuell mit der Frage: "Wer hat mir das geschenkt?"

Und wenn man ihm dann sagt: das ist von XYZ fragt er: "Und warum hat der mir das geschenkt?"

An dieser Stelle ist es dann ganz wichtig sich zu konzentrieren und die korrekte Antwort zu geben: "Weil der/die Dich halt lieb hat."

Sein begeistertes strahlen daraufhin bestätigt die Vermutung: er liebt es einfach immer wieder das zu hören.

Und was soll ich sagen? Wer mag das nicht gern hören, so von Zeit zu Zeit?

Morgen wird der kleine Mann schon drei Jahre alt.

Ich erinnere mich an Zeiten, da war er nur ein Pünktchen auf einem Ultraschallbild.

Wie schön, dass es ihn gibt.

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Online seit 7427 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19