Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 3. Juni 2004
Heult doch
schön - dass auch ein Gefühl wie Neid oder Missgunst zum dauerhaften mitlesen animieren kann
nicht schön - wenn eigene Ängste und Frustrationen auf völlig Fremde projeziert werden

seltsam - dass sich immer die, die am uninteressantesten sind entweder angesprochen oder kritisiert fühlen
nicht seltsam - wenn gerade die Unspektakulären sich nach vorne drängen

erstaunlich - dass getroffene Hunde monatelang jaulen können
nicht erstaunlich - wenn jene, die am härtesten austeilen, sich als die grössten Heulsusen herausstellen

verwunderlich - anderen eine Form der Etikette aufzwingen zu wollen, die lediglich das eigene Hirn in einem Anfall von Grössenwahn ausgekotzt hat
nicht verwunderlich - wenn sich gleichgesinnte Dummtröter zusammenrotten und für eine elitäre Gemeinschaft halten

klug: sich fern zu halten von sich gegenseitig auf die Schulter klopfenden Lebensangweilern
unklug: das Internet für das wahre Leben zu halten

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Montag, 16. Februar 2004
Titelfoto
Die Woche geht los, die Welt dreht sich weiter. Heidi Klum, die in der Werbung immer Katjes Joghurtgums aus ihren Zehenzwischenräumen puhlt starrt mir von der Titelseite der Zeitung entgegen. Bei dieser Werbung muss ich übrigens stets an Fusspilz denken, keine Ahnung weshalb. Jedenfalls hat Heidi einen richtigen run, seit sie ihren alten Ex-Ehemann verlassen hat, um sich dann von einem noch älteren italienischen Lebemann schwängern zu lassen, der sie nun seinerseits für eine noch jüngere, noch blondere in den Tabak geschossen hat.
Ich bin immer wieder baff, wieviele Frauen ungeplant schwanger werden, ergo nicht verhüten. Und damit meine ich nicht die Pille, liebe Kautschuk Allergiker. Ist es bis in die obere Etage von Klum und Co, in der bei den meisten Exemplaren unserer Spezies das Gehirn sitzt, bei Models soll es da Ausnahmen geben, ist es also noch nicht bis dort hin vorgedrungen, dass man sich bei ungeschütztem Sex durchaus schlimmeres holen kann, als einen kleinen. halbitaienischen Teppichpisser? Vor allem bei so dauerbrünstigen Tattergreisen wie Flavio Briattore?
Ein Fall für Dr. Sommer!

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Freitag, 13. Februar 2004
Klatsch und Patsch
Morgens entspannt einen Kaffee schlürfen, Toast mampfen und dazu BILD Online lesen, kann ein Tag unterhaltsamer starten? Wohl kaum, ausser vor meinem Fenster fände schon gegen 10 Uhr morgens eine Massenkarambolage statt, aber die Chancen stehen schlecht, sowas gabs erst letzte Woche.

Um auf die Elektro-BILD zurück zu kommen, ja, ich oute mich hiermit, ich lese sowas gerne. Ich will wissen womit sich meine Lieblings Boutique Besitzerin Wolfgang Joop die kratertiefen Falten wegspritzen liess, ich finds spannend zu erfahren, wer von den 56 Kandidaten tatsächlich der Vater von Jenny Elvershagens (die Inge Meysel unter den New Generation Ludern) Sohn mit dem originellen Namen Paul ist. Es ist nicht weltbewegend, es ist nicht wichtig, ich weiss, ich weiss, aber es amüsiert mich. Es hat etwas vom monarchistischen "Tanz Narr, tanz!"

Und heute erst wars wieder sooo schön. Fall 1: Sybille Rauch, abgehalfterte Bordsteinschwalbe, die sich nicht zu schade war auch mal Prinz Lüstern, den geilen Depp drüber rutschen zu lassen, wurde mit einer Kettensäge an den Kunstmöpsen verletzt. Sagt sie. Sehen tut man nix, wenn man die neuesten Bilder in der Zeitung betrachtet, auf denen Sybille in einem hellblauen BH im Bett sitzt, den sogar der Klingel-Versand als zu billig aus dem Sortiment geworfen haben dürfte.

Apopos Bett und billig. Der neue grosse Trend bei der Promifotografie geht zum Bettbild. Alles was Rang und Namen hat in der Welt der halbwichtigen und nochwenigerwichtigen Sternchen und Semiprominenten, lässt sich derzeit im Bett ablichten. Zum Beispiel Fall 2 Werner Böhm, der Mann mit dem Affen, dem Alkoholproblem und schlimmeren Hängebrüsten als Sybille Rauch.
Costa Cordalis, der selbst bereits mit Material aus seinem eigenen Hintern die verlebte Visage aufmöbeln liess, lässt Werner per BILD ausrichten;: Werner, mach doch endlich eine Brust OP. Werner jedoch lässt sich ungeniert weiter nackig fotografieren, mit Titten bis zum Schambein, zusammen mit seiner 30 Jahre jüngeren Frau, die sich mit dem Affen scheinbar die Gehirnzellen teilt.

Oder wie kam sie je auf die Idee, dass es ein kluger Plan wäre ein Foto machen zu lassen, auf dem sie mit einem Arm die nackten Titten verdeckt, während sie sich mit der anderen Hand neckisch unters kurze Röckchen fährt? Sie und Werner, trendy zusammen im Bett sitzend abgelichtet, wollen nach der Affenpleite jetzt übrigens ein Baby. Ich finde das eine prima Idee, wenn das Kleine endlich stubenrein ist, kann Frau Böhm ja schon langsam anfangen Werner zu wickeln, der dann in etwa gute 70 sein dürfte, gefühltes Alter 110.

Fall drei, Margarethe Schweinemakers, hat mich nicht sonderlich erstaunt, es sieht so aus als würde ihre neue, tolle Talkshow abgesetzt. Deutschland atmet auf, Bildungshungrige, die Nachmittags auf der Suche nach einer guten Reportage die ARD einschalten, müssen somit nicht mehr mit Ekelherpes rechnen. Sie könnte allerdings das Ruder noch herumreissen, wenn sie sich nackt im Bett ablichten liesse. Vermutlich.
Ich persönlich finde ja, ein ARD Auftrittsverbot reicht bei weitem nicht, Im Fall von Schreinemakers wäre ich für ein generelles Erdoberflächenverbot.

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Mittwoch, 11. Februar 2004
Imagewandel
Beschwerdebriefe in meinem Postkasten und auch denzente Hinweise in diesem Blog liessen mich wiederholt darüber nachdenken, ob meinem Blog vielleicht nicht doch das gewisse Etwas fehlt, die kleinen, pikanten und schmutzigen Beichten, die der Bloggergemeinde scheinbar so viel Freude bereiten und die Leserschaft auch der wichtigen Wichte enorm vergrössert.

Doch wäre mein ehelicher Blümchensex tatsächlich webtauglich? Könnte er mithalten mit den unglaublichen Erlebnissen beziehungsgestörter Grosstadtschlampen, die keine Mühe scheuen, um unter haarsträubendsten Umständen den stark brustbehaarten afghanischen Milchmann inklusive zwei seiner jüngeren Brüder abzuschleppen?

Nein, no way, ich musste mir schon etwas wirklich originelles überlegen, wenn ich da mithalten wollte. Dementsprechend beschloss ich nach eifriger Grübelei zum aufwärmen einen kleinen, perversen Anruf zu starten. Ich warf mich in meine knallrote, durchsichtige Reizwäsche, meine höchsten Highheels und halterlose Strümpfe mit Spinnenmuster,um in die richtige Stimmung zu kommen. Ich genehmigte mir eine halbe Flasche Witwe Cliq und stäubte den Hörer des Telefons vorsorglich mit einer grosszügig bemessenen Ladung Koks ein, man weiss ja schliesslich nie. Doch wen sollte ich nun anrufen? Einfach irgendeine Nummer wählen und dann loslegen? Aber was, wenn eine arme, alte Omma am anderen Ende ranginge und bei meinem Gestöhne vor Schreck tot umfiele?

Da nahm mir das Schicksal meine mentalen Bemühungen ab und das Telefon klingelte, ich hauchte ein rauchiges "Häääälloooo?" in den Hörer. Am anderen Ende antwortete eine männliche Stimme: "Guten Tag, mein Name ist Jens Meyer vom Blühschön Blumenversand, Sie haben bei unserem Gewinnspiel mitgemacht." "Ach", schnurrte ich weich wie ein Kätzchen, "und, habe ich etwa Dich als Hauptgewinn abgegriffen, Schnucki?" "Wie? Ähm, nein, eigentlich haben Sie gar nicht gewonnen, aber, wir wollen Ihnen heute trotzdem gerne ein besonders günstiges Angebot machen." "Ein Angebot? Du, kleiner Schlingel, woher weisst Du denn, dass ich auf Angebote stehe? Ist es vielleicht ein schmutziges Angebot? Du Schlimmer?"
"Nein, natürlich nicht, denn alle Blühschön Produkte sind in speziellen Behältern angezüchtet, die besonders bruchfest ausgestattet werden. So bleibt auch die mitgelieferte Erde schön feucht." "Feucht? Du bist ja wirklich ein ganz schlimmer Junge. Du gehst gleich auf Ganze, wie? Komm erzähl mir mehr über feuchte Dinge." "Öhm, naja, also bei Blühschön bekommen Sie nicht nur alle Blüh- und Grünpflanzen besonders billig, auch Zubehör für Aussenteiche und Aquaristik sind in unserem Sortiment zu recht günstigen Preisen vorhanden. Beispielsweise Filteranlagen, Pumpen..." "Pumpen klingt guuuut, Honigbärchen, sehr gut. Sag mal, hast Du auch eine grosse Pumpe?" "Natürlich, als überzeugter Blühschönmitarbeiter ist es mir stets ein Bedürfnis alle unsere Produkte selbst zu testen!" "Hmmmmm, weisst Du, mein wilder Hengst, mir wäre jetzt gerade auch nach einem Belastungstest, was meinst Du Kleiner, wollen wir zusammen ein bischen testen wie weit wir gehen können?" "Das wäre ganz wunderbar! Denn wenn Sie heute für einen Betrag über 150,- Euro bestellen, müssen Sie erst im April zahlen! Na, was sagen Sie dazu?"
"Fick Dich ins Knie!"

Dieses Blog bleibt sexlos.
Hmpf.

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Montag, 26. Januar 2004
So ist das
Ich liebe Kochbücher. Viele Gäste, die uns besuchen, wundern sich darüber, denn nicht nur im Esszimmer steht eine ganze Reihe davon herum, auch in der Küche nehmen sie nicht wenig Platz ein.
Noch sehr viel mehr würde es sie wahrscheinlich irritieren, wenn sie wüssten, dass ich diese Bücher eigentlich nie benutze. Ich lese sie gerne, ich nutze sie auch mal als Anregung, aber ich koche grundsätzlich kaum mal nach Rezept. Ich lese ein Kochbuch so, wie ein Musiker eine Partitur liest. Er sieht die Noten und weiss, wie die Musik dazu klingt; ich lese ein Rezept und weiss, wie das fertige Essen schmecken wird. In den seltensten Fällen reizt es mich zum nachkochen. Mir macht kochen dann am meisten Spass, wenn ich meiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen kann. Ich bin sozusagen Freestyler. Man kann mich also besonders in Verlegenheit bringen, wenn man mir sagt: Gib mir doch mal das Rezept. Das muss ich dann ja erstmal überlegen. Die Zutaten sind dabei weniger das Problem, als die Mengenangaben, denn was weiss ich wieviele Kartoffeln in ein Gratin gehören? Ich nehme eben soviele, wie in meine Gratinform passen. Ich steue Salz in die Suppe bis es genug ist. Was zum Teufel schreibe ich da auf? Freestyle kann man nunmal schlecht erklären, Freestyle kochen ist ein Event, ein Happening. Das beginnt schon beim einkaufen. Wennich mich inspirieren lasse von Farben und Düften in der Gemüseabteilung oder auf dem Markt. Oder zuhause einfach in meinen Gedanken. Ich will mir nicht von einem Rezept vorschreiben lassen, was mich dort zu inspirieren hat. Auch Genuss hat ein Recht auf Freiheit! Ich sitze vor meinem Einkaufszettel und komponiere. Das meiste ist einfaches Lalalala. Ein besonders leckerer Zucchiniauflauf, knusprige Spinattaschen, Rouladen wie bei Muttern. Manchmal fahre ich aber auch kulinarisch in den Urlaub und dann gibts es tunesischen Safranreis mit Lammragout und Knobi, Paella oder türkische Köfte. Kochen ist aber nicht hauptsächlich Raffinesse, kochen ist vor allem das Zusammenspiel einwandfreier Zutaten und solider Handwerkskenntnisse. Ein butterweiches Wiener Schnitzel mit einem Kartoffelsalat Klasse eins bekommt nicht jeder hin. Kochen ist auch Kunst. Aber eben eine vergängliche Kunst, die bisweilen schöne Erinnerungen zurück lässt. Und das ist doch auch was wert.

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Freitag, 23. Januar 2004
Bon Appetit Herr G.
Wenn es einen Menschen gibt, der Catering mehr zu schätzen weiss, als ich, dann ist das Herr G.. Ob Chinesisch, griechisch oder italienisch, Herr G. bekommt leuchtende Augen, sobald er eine Speisekarte durchblättert. Er sammelt eifrig Gutscheine und Wurfsendungen und wenn der kleine Hunger vorbeikommt sind die G.s gut gerüstet.

Nun ist es so, dass Herr G. einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt hat, der von den bestellten Leckereien nicht ganz so begeistert ist, wie Herr G. selbst. Frittiertes, fettes und feistes nimmt er sogar ausgesprochen übel. So übel, dass er nichtmal davon auch nur ein einziges Gramm zunimmt. An und für sich würde ich gern mit ihm tauschen, denn mir wird oft genug auch von allgemein gut Verträglichem schlecht oder auch mal von gar nix. Dass ich schneller zunehme, als ich das Worte "Kalorie" aussprechen kann brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.

Jedenfalls bestellt Herr G. am liebsten eben genau dieses, was er besser nicht essen sollte und am Dienstag hätte uns deshalb eine Pizza mit Bacon und Knobisauce fast die Sneak Preview versaut, weil der Verzehr des Teigrades Herrn G.s Bauch quasi aufblähte wie einen Heissluftballon. Desgleichen ereilt ihn beim Genuss von Burgern aller Coleur, den riesigen Jägerschnitzeln bei Schweinske und bei Schweinefleisch süsssauer, was ihn allerdings nicht daran hinderte, genau dieses gerade eben beim Stamm-Chinaman zu ordern.

So isser, der Herr G., nach dem Motto "Kompromiss ist Beschiss" lässt er sich von seinen Innereien keine Vorschriften machen. Das wäre ja auch noch schöner. Und so haben wir nicht nur viele bunte Bestellkarten in einem kleinen Extraordner vorrätig, sondern auch eine extra grosse Flasche Iberogast im Arzneimittelschrank.

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Mittwoch, 7. Januar 2004
Klopf Klopf
Wenn ich eines wie die Pest hasse, dann sind das wildfremde Menschen, die irgendein Deppen-Nachbar einfach so in den Hausflur gelassen hat und die dann direkt vor meiner Tür stehen und Einlass verlangen. Vertreter, Nepper, Schlepper, Hundefänger, Zeugen Jehovas, GEZ Fuzzies, Bürstenverkäufer, Scherenschleifer, Nicht-für-mich-gedachte-Pakete-Ablieferer, angebliche Spendensammler der Freiwilligen Feuerwehr, Bettler, Abonnement-Höker, Besoffene und Psychopathen. Jeder, aber auch jeder bekommt Einlass und steht dann direkt vor meiner Tür.
Ich frage mich, wie man zu blöde sein kann eine Gegensprechanlage zu benutzen? Ich hasse es, wenn ich gerade unter der Dusche stehe und es klingelt einmal kurz, gefolgt von einem penetranten Klopfen an der Wohnungstür. Ich fühle mich dann immer wie eins der drei kleinen Schweinchen aus dem Märchen: "Wer ist denn da?" "Ich bins, der Bananenbobby aus Babaloo." Dabei ist es der böse Wolf. Immer. Je-des-mal!
Wenn ich bloss wüsste wer von meinen Nachbarn die reinlässt. Wahrscheinlich werde ich dieser Tage einfach mal bei allen nacheinander klingeln und "Ich will sofort in Deinen Hausflur kotzen" in die Gegensprechanlage röhren. Und wer mir dann öffnet, dem Gande Gott!

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Montag, 22. Dezember 2003
Last christmas...
Eigentlich bin ich schon ein Weihnachtsfan. Diese hübschen kleinen Dekorationen stehen, liegen und hängen überall. Kerzenschein, Adventskränze und Glühweinduft schwängern die Luft. Man isst gut und schenkt sich eine Kleinigkeit. Es gibt schlimmere Jahreszeiten, oder?

Eine Ausnahme allerdings muss ich hier anmerken: Weihnachten ist ein Familienfest und sich der buckligen Verwandtschaft in dieser Zeit zu entziehen, ist quasi nur möglich, indem man sich nach Feuerland einschifft und da ist es dann auch wieder Essig mit Kerzenschein, Adventskränzen und Glühweinduft. Und so kam es wie es kommen musste: Meine Mutter, im Freundeskreis als die Ichbins bekannt, kündigte sich überraschend zum Weihnachtsfest an. Motto: "Wir sehen uns nur noch sooooo selten". Nunja, auch paradiesische Zustände finden gemeinhin irgendwann ein Ende.

Normalerweise zog bis dato der Kelch der Weihnacht erfreulicherweise Jahr für Jahr an mir vorüber. Ich war Single, hatte keinen Ichbins-angemessenen Schlafplatz zu bieten und aus Platzmangel gab´s auch keinen Baum.

Inzwischen sah die Sache allerdings etwas anders aus. Der Ichbins größter Wunsch hatte sich erfüllt: ich hatte tatsächlich einen Trottel gefunden, der verliebt genug gewesen war, mich zu heiraten.

Das ständige Mantra der Ichbins „Ich seh es kommen, Du bleibst noch sitzen, Kind!“ änderte sich nun in „Ich hoffe wirklich, Du kannst ihn halten, Du musst mehr auf Dich achten, Kind!“

Bis zu diesem Zeitpunkt feierte die Ichbins also lieber stil gemäss mit Enkelkind bei meiner Schwester, der Passmalauf.

Die Passmalauf hat allerdings den unangenehmen Charakterzug, der Ichbins ziemlich ähnlich zu sein, sprich sie möchte den gesamten Ablauf der Festtage nach ihrer Nase bestimmen. Das aber befand die Ichbins inzwischen als absolut unzumutbar für sich und da kam sie verständlicherweise dieses Jahr lieber zu uns und bestimmte den Ablauf des Festes hier.

Hauptgrund war natürlich wie stets ein ganz anderer: Die Vorstellung, meine Schwiegereltern, (die Ichbins nennt sie „diese Leute“, sie spricht dann immer im Kursiv), könnten mich an ihrer Stelle herumkommandieren, erschien ihr einfach unerträglich.

Mein Bruder, in Familienkreisen unter dem Spitznamen Hömmaey bekannt, wäre übrigens auch ein heißer Kandidat für der Ichbins weihnachtliche Gunst gewesen, gäbe es da nicht die Lebensgefährtin des Hömmaeys. Die kann erstens nicht vernünftig kochen und ist zweitens an Weihnachten unverschämterweise auch zuhause, was die traute Zweisamkeit von Mutter und Sohn an einem solchen Feiertag irgendwie empfindlich stört.

So hatten wir zum ersten Mal in diesem Jahr die große Ehre und ich schnappte fast über vor Freude. Natürlich hatte die Ichbins bereits die Speisenfolge ab dem 4. Advent festgelegt. „Da machen wir Hasenpfeffer mit Kartöffelkes und Feldsalat, vergiss den ja nicht früh genug einzukaufen, hörst Du! Wann kaufst Du den Hasen denn ein? So spät? Na ja, Du muss es wissen, aber vergiss nicht den vorher einzulegen, mindestens eine Woche."

"Wir" bedeutet selbstredend grundsätzlich, dass ich die Zeit in der Küche verbringe, während die Ichbins gespannt die Probleme der "Verbotenen Liebe" im Ersten evaluiert. Leider machte ihr am Heiligabend die Familie meines Mannes einen Strich durch die Rechnung, denn dort mochte niemand der Ichbins angepriesenes Wildgericht essen. „Mit Krokettchen, Spätzle, Rotkohl und Preiselbeerchen!" Der ultimative Essenwunsch von dieser Seite lautete „Pute mit Apfelfüllung, klassisch“. Auch hier wurden im Übrigen bestimmte Wünsche angemeldet: „Bitte nicht so fett und ich möchte natürlich nur Brust", wie meine Schwiegermutter, nennen wir sie die EsmussEsmuss, nicht müde wurde zu betonen. Eine Haltung, welche die Ichbins ziemlich erbitterte, denn "wieso bitteschön muss man auf diese Leute irgendwie Rücksicht nehmen?" Hä? Eben!

Am 1. Weihnachtstag und eine Pute später, sahen wir uns alle wieder, denn „Weihnachten ist schließlich ein Familienfest!“ Die Ichbins fügte sich in ihr Schicksal mit diesen Leuten einen weiteren Tag zu verbringen.

Für mich war alles nur eine Frage der Zeiteinteilung. Und die Hauptsache dabei ist stets die, dass ich morgens um sechs mit dem Geklapper in der Küche, während ich die Reste des abends wegräume und Menü Nummer zwei vorbereite, niemanden aus seinem wohlverdienten Schönheitsschlaf reiße.

An diesem Tag gab es für die Gäste Seeteufel, mit Wildreis, Safransauce und Zuckererbsenschoten. Nur für meinen Schwiegervater, der keinen Fisch mag, nicht „Mach Dir keine Mühe, Kind, aber wenn ich Fisch esse, muss ich würgen.“ Er bekam Schweinefilet mit Champignons „Bitte ganz durch, bei rosé gebratenem Fleisch muss ich würgen“ und dazu Kartoffelgratin, denn bei trockenem Reis muss er ebenfalls würgen und Safransauce...nun ja.

Die Ichbins merkte an, dass es „so neumodische Gerichte früher nicht gab, da gab es Weihnachten Karpfen mit Meerrettich und fertig“. Sie aß zwei Portionen.

Für mich reichte an diesem Tag eine frische Packung Valium.

Am 2. Weihnachtstag gingen wir alle zusammen aus essen. Ein Umstand den jeder sehr begrüßte, sogar die Ichbins, obwohl sie im allgemeinen nicht scharf darauf ist, mit diesen Leuten auch noch essen zu gehen.

Mein Schwiegervater, ansonsten von würgen geplagt, bestellte sich ein großes Pferdesteak, was der Ichbins als passionierter Pferdeliebhaberin natürlich besondere Freude bereitete.

„Ach wie schön ist ein Pferd auf der Weide“, dozierte der alte Beutel fröhlich, „doch noch besser gefällt es mir als Steak auf dem Teller!“ „So?“ zischte die Ichbins, „Man ist, was man isst. Wer Pferdefleisch frisst, frisst auch kleine Kinder!“ Ich bat die Ichbins um Contenance, doch sie lies es sich nicht nehmen, meinen Schwiegervater den ganzen Abend lang „Edles Ross“ zu nennen und ihn zu ermuntern ruhig noch ein Bierchen zu trinken, er könne ja das Auto vor dem Restaurant stehen lassen und nachhause galoppieren.

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen…Frohes Fest!

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19