Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Dienstag, 18. Juli 2006
Neues aus Krankenhausen
Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich erleichtert bin das zu hören: meine Mutter wird vorausichtlich Donnerstag schon wieder aus dem Hospital entlassen.
Früher konnte man meist sicher sein, dass das ein Zeichen der Genesung ist, heutzutage leider oft nur eine Entscheidung der neuen,einsparenden Gesundheitspolitik.

Richtig informiert wurde sie immer noch nicht. Gestern bei der Doppler meinte der Spezialist die Klappen seien eindeutig kaputt. Heute hiess es eine Durchblutungsstörung der Klappen habe bei meiner Mutter einen starken Schwächeanfall ausgelöst. Nun sind Ärzte ja fast immer eher sparsam mit Infos an die Patienten über deren Gesundheitszustand.Nix genaues weiss man dementsperechend nicht.Das Thema Herzinfarkt scheint wieder vom Tisch.

Immerhin, der nicht enden wollende Schwindel ist heute vorbei. Der Blutdruck ist top in Ordnung. Sie bekommt Medikamente die anschlagen.

Wahrscheinlich muss ich nur endlich mal aufhören mich zu sehr verantwortlich zu fühlen für meine Mutter. Obwohl ich die Jüngste bin und am weitesten weg wohne hänge ich mich am meisten rein und wenn ich nicht aufpasse lasse ich mich energetisch auffressen von den Sorgen die ich mir mache, die aber auch niemandem nützen.

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Montag, 17. Juli 2006
Änderung
Nachdem ich heute Nacht ein paar wirklich unverschämte Kommentare hier löschen durfte und ausserdem oft das Gefühl habe mich beim bloggen davon ausbremsen zu lassen, was in den Kommentaren wohl stehen wird, wenn ich dieses oder jenes poste, habe ich beschlosse bis auf weiteres keine Kommentare mehr zu zu lassen.

Das ist seit 3 Jahren das erste Mal, mal sehen ob ich mich daran gewöhnen kann oder ob ich in einigen Tagen beschliesse die Funktion wieder zu reaktivieren.

Wer was möchte kann mir ja mailen. Eine Antwortgarantie gebe ich natürlich keine, aber wer ein Anliegen hat, erhält immerhin die Chance mich zu kontaktieren.

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Sonntag, 16. Juli 2006
Herzeleid
Meine Mutter ist seit heute Morgen im Krankenhaus. Ich habe schon einige Tage vorher auf sie eingeredet wie auf ein krankes Pferd, dass sie doch bitte, bitte, bitte zum Arzt gehen soll.

Nein, ihre Ärztin sei im Urlaub. Nein, zur Vertretung will sie nicht. Nein, das wird schon wieder.

Und mein vollkommen bescheuerter Bruder, der sich alles unter den Nagel gerissen hat, wofür mein Vater Jahrzehnte lang geschuftet hat und dafür notariell festlegte sich um meine Mutter zu kümmern, war weder im Haus, noch in der Lage sie zum Arzt zu bugsieren.

Ich selbst wohne 370 km entfernt, kann mir dementsprechend nicht so den Überblick verschaffen wie ich es gerne tun würde.

Doch heute Vormittag war dann Ende mit meiner Geduld. Ich rief die Feuerwehr im Wohnort meiner Mutter an und liess ihr einen Rettungswagen schicken.

Nun ist sie böse auf mich, weil sie im Krankenhaus bleiben muss und nicht mal aufstehen darf, um auf´s Klo zu gehen. Mein Bruder ist auch böse, weil er wegen mir ein schlechtes Gewissen haben muss, weil er mal wieder nichts getan hat, was absolut nötig gewesen wäre.

Meine Schwägerin ist böse, weil sie sich mit mir ablabern musste, denn mein Bruder spricht nicht mit mir, und weil sie sich um meine Mutter kümmern muss, die sie nicht leiden kann.

Meine Schwester ist böse, weil ich ihr mit dem Anruf meine Mutter sei im Krankenhaus den Urlaub versaut habe.

Und der behandelnde Arzt ist böse, weil ich die richtigen Fragen gestellt habe und er mir zähneknirschend erzählen musste, dass meine Mutter wohl schon in der letzten Woche einen Infarkt hatte.

Typisch Arzt hat er bisher weder meiner Mutter, noch meinem Bruder etwas davon gesagt. Auch mir wollte er erzählen dass es ihr gut gehe (So ein Idiot!), musste dann aber feststellen, dass ich über Herzinfarkte in etwa genau so viel weiss wie er.

Interessanterweise fand es niemand aus meiner Familie erwähnenswert, dass ich die Einzige war, der das Leben meiner Mutter so wichtig war, dass ich von Pontius bis Pilatus telefoniert habe, damit ihr geholfen wird.

Manchmal bin ich einfach nur müde.

Meine Mutter weigerte sich sogar ihr Telefon freischalten zu lassen. Ich habe über das Stations-Handy dennoch mit ihr gesprochen, Oberschwester sei Dank.

Vorsichtig habe ich von meinem Gespräch mit dem Arzt erzählt, weil ich vermeiden will, dass man sie Montag gnadenlos vor vollendete Tatsachen stellt.

Wie damals bei der Krebs Diagnose, wo ein ihr vollkommen unbekannter Arzt beim Mittagessen auftauchte und nach dem ganzen tagelangen "Sie haben ganz sicher nix"-Gesülze plötzlich davon anfing man müsse den Krebs dann im Laufe der nächsten Woche gleich raus schneiden.

Sie hat jedenfalls geweint und ich kamm mir vor wie der letzte Mensch.

Ich hatte noch nie so ungern recht.

Meine Schwester hat die ganze Zeit nur immer wiederholt, man habe ihr nichts angemerkt, meine Mutter müsse das doch gemerkt haben, sie habe Freitag noch mit ihr gesprochen.

Ich habe versucht ihr zu erklären, was ein stummer Infarkt ist und dass die Symptome bei weiblichen Herzinfarktpatienten nunmal andere sind als bei Männern.
Unspezifischer, aber im Zusammenhang mit der medizinischen Vorgeschichte meiner Mutter deutlich wahrnehmbar. Sogar für mich im Zuge einer Ferndiagnose.

Ich nehme an meine Schwester hält mich einfach nur für eine Klugscheisserin. Da kann sie sich wahrscheinlich mit dem behandelnden Arzt zusammen tun, sowie mit dem Rest der Familie. Wobei mein Bruder mit ihr ja genau so wenig spricht wie mit mir.

Trotzdem, ich will nicht undankbar sein. Der Zustand meiner Mutter ist nun scheinbar stabil, sie steht unter Beobachtung und am Montag wird man sie diversen Tests unterziehen.

Was zu 100% besser ist, als wenn sie zuhause geblieben wäre und in aller Stille im Laufe der nächsten 48 Stunden verstorben.

Nächsten Freitag fahren wir spätestens zu ihr.

Ich hoffe einfach nur, dass ihre Stunde noch nicht gekommen ist. Ich war 23 Jahre alt, als mein Vater von jetzt auf nun starb. Und ich würde mir wünschen, dass ich wenigstens meine Mutter noch ein paar Jahre behalten darf.

Letzte Woche hat sie mir erzählt sie hätte von meinem Vater geträumt, der stumm neben ihrem Bett stand und sie ahnsah.

Es war das gleiche Krankenhaus.

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19