Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Mittwoch, 1. März 2006
Zugucken und mitfreuen
Ganz ehrlich es ist ein bißchen wie beim Fussball. Wenn man eine Karte hat und hingeht, sitzt garantiert so ein dicker Heinz mit einem riesigen Deppenhut vor Dir, an dem solche Hände befestigt sind, die man mit einer Schnur klatschen lassen kann. Man sieht kaum was und wenn ein Tor fällt will der dicke Depp Dich garantiert umarmen oder spuckt Dir zumindest seine Freudenrotze ins Gesicht während er "OOOLEEOLLEEEEOLEEOLEEE!" gröhlt..

Am Fernseher jedoch sitzt Du immer in der ersten Reihe. Du musst nur die Dialoge von Delling und Netzer ertragen. Aber manche gucken gerade wegen dieser Dialoge so gerne Fussball im TV.

Und genau so geht es mir mit Bloglesungen.

Ich freu mich jedesmal wie die Schneekönigin persönlich, wenn ich mitbekomme, dass wieder irgendwo eine stattfindet. Nein, ehrlich, keine Ironie, ich meine das wörtlich so wie ich es schreibe!

Man hat zu kaum einem anderen Zeitpunkt mehr Spass in Bloggercity, als frisch nach einer Lesung, wo die eine Fraktion der anderen wahlweise unterstellt kein Leben zu haben/keine Ahnung zu haben/feige zu sein/arrogant zu sein/soziophobisch zu sein/doof zu sein/hinterhältig zu sein/untalentiert zu sein/sich wichtig machen zu wollen/unwichtig zu sein/ und im schlimmsten Fall ungelesen zu sein.*kreisch*

Zutreffendes bitte ankreuzen.

Ich könnte mich wegschmeissen, wenn Don Alphonso, der sonst nur aus der Ruhe gerät, wenn seine Nachbarn ihre Hausschuhe vor der Tür stehen lassen oder seine Mami ihm verbietet das 95. Salzstreuerset auf dem Flohmarkt zu erwerben, sich beim Gang zum Klo von Lesungsgroupies gestalkt fühlt und bitterböse Beiträge darüber verfasst.

Oder Kommentare von Blogautoren wie: "YXZ las gewohnt solide seine Beiträge vor." Herrlich. Kein Dackelclub aus Köln Kalk könnte sein Sitzungsprotokoll ernsthafter verfassen.

Ich finde das irgendwie niedlich. Und ich finde ausserdem es hat durchaus seine Berechtigung, alleine aufgrund des Unterhaltungswertes hinterher.

Wer gerne vorlesen will der soll das also ruhig weiterhin machen und wer gerne hingehen will und zuhören ebenso. Und bitte, bitte weiterhin hinterher so nett darüber berichten.

Es gibt nun wirklich schlimmere Veranstaltungen. Bloglesungen sind zumindest gewaltfrei.
Hoffe ich jedenfalls für alle Beteiligten.

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Immer wieder Winter
Immer gerade dann, wenn ich meine knallroten Schuhe ("Ding dong die Hex´ist tot") herausgekramt und das erste Mal ausgeführt habe, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es keine 24 Stunde später schneien wird.

So auch diesmal.

Vorzugsweise beginnt ein Schneechaos natürlich an einem meiner Instituttage, an denen ich bereits gegen 9 Uhr aus dem Haus stolpere und noch halb im Schlaf zum Bus hetze, um neben müffelnden Mitfahrern Richtung Ottensen zu tuckern.

Gestern fing der Tag besonders Unheil verkündend an, denn es schneite nicht nur in Massen, nein, der Kiosk nebenan hatte auch noch aus unerfindlichen Gründen geschlossen, und meine Aussichten auf ein frisches Brötchen zum Frühstück verkleinerten sich gleich mal um 100%.

Der Plan lautete also frühzeitig zum Bus zu marschieren und in der Fussgängerzone vor meiner Schule ein bereits belegtes Brötchen zu erwerben. Auch wenn ich da generell nicht scharf drauf bin, weil bei diesen Brötchen so gut wie immer ein fetter Klumpen Butter in der Mitte prangt, während die Seiten vollkommen trocken vor sich hin bröseln.

Über die Beläge breite ich auch lieber den Mantel des schweigens. Aber was will man machen. Voller Bauch studiert nicht gern, doch Magen knurrend tut sich auch nicht viel.

Gegen zehn vor 9 taumelte ich also aus der Tür und stapfte in Richtung Marktplatz. Ein Bus nach dem anderen traf ein, allerdings nicht von der Linie, mit der ich fahren wollte.

Durchgefroren und Brötchenlos schimpfte ich zitternd und hungrig auf den HVV gegen den Schneesturm an, der zu diesem Zeitpunkt bereits orkanartige Ausmasse angenommen hatte.

Unnötig zu sagen, dass ich auf dem Weg zum Bus an drei Bäckereien vorbei gekommen war, jedoch unbedingt an meinem hirnrissigen Plan festhalten wollte, erst mit dem Bus zu fahren und dann ein Brötchen zu kaufen.

Nach einer halben Stunde traf mein Bus endlich ein und meine miese Stimmung prallte an einen fröhlichen Busfahrer, der nicht nur im warmen sass, sondern auch noch laut Schluchtenscheisser-Musik hörte und launige Scherze an die Fahrgäste verteilte ab.

Als ich endlich in Ottensen ankam, war es bereits fünf nach zehn. Unnötig zu erwähnen, dass das Brötchen, dass ich mir im Schweinsgalopp bei irgendeinem überteuerten Gauner-Bäcker besorgte, in der Mitte einen fetten, widerlichen Butterklumpen aufwies.

Ich kam eine satte Viertelstunde zu spät ins Institut, was die Seminarleiterin dazu verleitet, nach Beedigung des Vortrages über ansteckende und meldepflichtige Geschlechtskrankheiten ("Ein 21 jähriger Patient klagt unter Juckreiz und gelb-grünlichen Ausfluss an seinem *zensiert*, wie behandeln sie ihn?") die Vorzüge der Pünktlichkeit und die Nachteile des Zuspätkommens zu referieren.

Hätte ich vorgestern mal besser die schwarzen Schuhe angezogen.

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Sonntag, 26. Februar 2006
Wahre Worte
Sarkasmus ist der bucklige Verwandte der Agression.

Selbstbeweihräucherung ist die aufgebrezelte Verwandte des Minderwertigkeitskomplexes.

Persönlichkeit fängt dort an wo der Vergleich aufhört.

Na, welcher der Sprüche ist wohl von mir und wenn ja wieso nicht?

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Donnerstag, 23. Februar 2006
Dicke Nerven
Manchmal wünsche ich mir das auch. Nur nach meiner Nase zu leben. Zu 100% auf dem unendlichen Egotrip. So wie es mir gerade passt. Keine Rücksichten nehmen. Keinen Gedanken daran verschwenden was andere von mir möchten, erwarten oder halten. Einfach die Rosinen aus dem Kuchen picken und den Rest wegwerfen.

Dumm nur, dass man dafür einen wirklich dicken Nerv benötigt, der mir scheinbar fehlt.
Dieser Nerv schaltet nachweislich das schlechte Gewissen ab, welches den Menschenfreund dazu verleitet nahestehende Personen nicht wie Alleinunterhalter des Abendprogramms zu betrachten, die man gekonnt konsumiert und bei nichtgefallen des Programms problemlos wegschalten kann.

Um dann hinterher zerknirscht über den hohen Anspruch an sich selbst zu faseln, den man ja enttäuscht hätte. Ja, eine hohe Meinung von der eigenen Person kann sehr praktisch sein. Vor allem wenn man diese Meinung nicht belegen muss.

Leute mit dicken Nerven haben auch kein Problem sich für alles und jedes zu entschuldigen, solange das nie Konsequenzen nach sich zieht, die Veränderung bedeuten.

Sie beginnen ihre Sätze gerne mit Floskeln "Eigentlich wollte ich schon lange...". Der Besitzer eines adipösen Nervs hat immer mindestens 100 Ausreden parat, weshalb er dieses und jenes einfach nicht tun konnte. Widrige Umstände, das Wetter, der Job, die kranke Omma oder das Gegenüber selbst waren schuld.

Aber immerhin entschuldigt sich der Dicknervige trotzdem.
Obwohl er ja nichts dafür kann.
Aber er weiss ja was er seinem hohen Anspruch an sich selbst schuldig ist.

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19