Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 8. Juli 2004
Juneau fragt
...warum wollen manche "Blogger" sich andauernd mit anderen treffen, als sammle man Kontakte wie Trophäen: "Schau mal wieviele ich schon getroffen habe, ich halte den Rekord ... o.ä.", manche wollen die Telefonnummer, die Adresse oder sonstiges. Mit manchen trifft man sich vielleicht wirklich, mit manchen tauscht man persönliche Daten aus, mit anderen möchte man es vielleicht lieber nicht. Mit manchen möchte man nicht näher in Verbindung stehen, man möchte nicht mehr als ab und an deren Blogs zu lesen, oder bei ihnen einen Kommentar hinterlassen, oder freut sich über einen Kommentar von ihnen im eigenen Blog. Aber woher dieser Zwang? Woher dieses Interesse?

Eine momentan in vielen Blogs immer wiederkehrende Frage.
Ich glaube ja, der Wunsch das Online Leben ins Offline Leben hinüber zu retten, ist so alt wie das Internet selbst.

Bei mir persönlich hat sich dieser Wunsch allerdings nach 9 Jahren Interneterfahrung eigentlich vollkommen verabschiedet. Schon bei den berühmt berüchtigten UTs von CompuServe Mitte und Ende der 90er wurde mir klar, dass ich meine freie Zeit besser investieren kann, als mich mit vielen, seltsamen Menschen zu treffen, mit denen ich als einzige Gemeinsamkeit habe, im gleichen Forum zu schreiben/ab und an zu chatten.

Nach 4 oder 5 dieser Massen-Veranstaltungen hatte ich dann ganz die Nase voll. Treffen im kleineren Kreis fand ich dann noch eine Weile amüsant, bis mir eine gewisse Oberflächlichkeit auffiel, die mich endlos langweilte und schliesslich auch davon abbrachte.

Mit aufkommender Bloggerei erleben diese Treffen scheinbar ein grossartiges Comeback; allein ich bin darauf nicht wirklich scharf.

Meiner Meinung nach fördern solche Zusammenkünfte nur zwei Dinge: Klatsch und Tratsch.
Gerade noch gemütlich gegrillt/gesoffen/gebruncht und zack, zwei, drei Stunden später wird dann schon per Mail gelästert. Wie fett Gudrun Greiners Hintern live und in Farbe doch ist und dass Heiko Hämisch eine echt hässliche Schamhaarfrisur hat. Lilly Luder bloggt zwar eigentlich nur belanglosen Müll, aber sie hat IRL geile Titten und trägt Zahnseide anstelle von Röcken, was ihrem Blog nach solch einem Treffen garantiert eine ganze Menge Traffic beschert, sobald sich diese Tatsachen herum gesprochen haben.

Und insgesamt gesehen ist man natürlich selbst unheimlich wichtig, sobald man offiziell mit den richtigen Leuten abhängt. Das geht dann schon so weit, dass einige solcher Treffen nicht mehr öffentlich sondern vermeintlich geheim abgehalten werden. Elitäre Auswahlverfahren steigern den Grad der Wichtigkeit.

Haupttriebfaktor zu einem solchen Treffen zu gehen ist aber erfahrungsgemäss immer nur eins: grenzenlose Neugier. "Kann XYZ es sich eigentlich leisten eine so grosse Klappe zu haben? Ist er/sie gutaussehend genug, dass man ihm/ihr das zubilligt?" "Ist ABC wirklich zu geil und tabulos wie sein/ihr Blog? Wäre da vielleicht sogar ein flotter Fick drin, der das eigene Image gleich mit anhebt?"

Nun ist es nicht so, dass ich nicht auch ab und zu neugierig wäre, was die Persönlichkeit eines anderen Bloggers angeht, aber dann doch wieder nicht so neugierig, dass ich meine Zeit verschwende, um Leute zu treffen, deren Blog ich nicht mal mag, deren Einstellung ich erst recht nicht mag oder die mir selbst zu geifernd neugierig bezüglich meiner eigenen Person erscheinen. Oder die ich einfach nur ganz gern lese und das war´s dann nunmal schon. An Anschlusstreffen besteht kein Bedarf.

Meine Telefonnummer rücke ich so gut wie nie raus. Höchstens mal meine Handynummer und das Ding habe ich eh nie an oder ich gehe nicht ran, wenn ich nicht weiss wer dran ist.

Verabredungen treffe ich nur dann, wenn ich das auch absolut möchte und meistens möchte ich das nicht. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um reine Interessenlosigkeit an den meisten anderen Menschen. Nicht generell, aber soweit es meine eigene Privatssphäre tangiert.

Ich bin wählerisch was Freundschaften und Bekanntschaften angeht und mir reichen tatsächlich eine Hand voll Freunde in meinem Leben aus, um zufrieden und glücklich zu sein. Und wenn ich Cocktails trinken möchte oder Barbecues schmeissen, dann mache ich das mit denen.

Das war alles auch schon mal genau umgekehrt und genau deshalb kann ich heute sagen: ich bin erheblich glücklicher damit, wie es jetzt ist.

... comment

 
Ja, genau so...
Ich kann dir da nur beipflichten! Ich habe meine realen Freunde, die mir lieb und teuer sind. Und dann habe ich meine virtuellen Freunde und die sollen einvach virtuell bleiben!
Gruß
imeisi

... link  

 
Einspruch
Hallo Frau G.,

heute muß ich einfach wiedersprechen - Chatmassenveranstaltungstreffen und Blogtreffen kann man nicht vergleichen. Einige Bloggerinnen sind mir zu Freundinnen geworden und richtig wichtig, das wuchs aber langsam und erst nachdem wir uns kennengelernt hatten.

Mein letztes Bloggertreffen - ja, auch "instinktiv geheim" (so genannt weil keiner öffentlich was geschrieben hat, keiner aber weiß warum) war einfach nur herrlich und ganz bestimmt nicht oberflächlich.

Ich denke man darf nicht mit zu hohen Erwartungen an Treffen herangehen, aber andererseits - wenn in Mails "etwas" fließt und man die gleiche Wellenlänge spürt, was spricht gegen einen gemeinsamen Kaffee, vielleicht auch in mittelgroßer Runde?

Fazit - so viel gelacht wie in Ulm auf dem "Philosophentreffen" habe ich seit Jahren nicht mehr :-). Und ganz sicher gabs da weder Klatsch noch Tratsch, dafür hatten wir viel zu viel zu philosophieren *ggggggg*

Tschüß

Bine

... link  

 
Wahrscheinlich
triffst Du Dich mit einer anderen Sorte Leute, als gemeinhin im Bloggerland üblich, liebe Bine. ;-)

Ich gehe zu keinem einzigen solcher Treffen, bekomme aber trotzdem alles gerne mal brühwarm weitergetratscht. Wie kommt das bloss, wie kommt das bloss?
Da kann ich nur sagen: schade für die, die hingehen, schlau von mir, an sowas nicht teil zu nehmen.

Denn was ein mir persönlich völlig unbekannter Blogger über meine Person absondert, ist mir reichlich schnurz, ob wahr oder unwahr. Aber habe ich mit jemandem an einem Tisch gesessen, mich vermeintlich nett unterhalten, Persönliches über mich erzählt etcpp, sieht die Sache schon wieder anders aus. Da fände ich das dann unter Umständen durchaus kränkend, wenn hinterher nicht meine charmante, kluge Art (hehehe) zum Thema würde, sondern nur noch oberflächliches dummes Getratsche stattfände.

Und Kränkungen machen ja bekanntlich krank. Das muss nicht wirklich sein.
Immer
Ihre Frau G.

... link  


... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.

Online seit 7453 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19