Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 20. Juli 2006
Umzugsgeschichten
Melody zieht hier gerade um, resümiert über vergangene vier Wände und fragt sich wie es anderen wohl so ergangen ist damit.

Ich selbst bin schon oft umgezogen, zuletzt im Dezember 2005 in unsere jetzige Wohnung, nach Hamburg-Winterhude. Die Homorate liegt hier im Haus sehr hoch, ich schätze 60-70%, bei dem Oppa mit dem Bechterew im 4. Stock bin ich mir nicht ehrlichgesagt nicht sicher.

Meine erste Wohnung teilte ich mir mit meinem damaligen Freund. Sie lag in einem Zweifamilienhaus am Rande Hamburgs inmitten eines spiessigen Speckgürtelgebietes.

Nach etwa 4 Wochen zerstach man mir zwei meiner Autoreifen, weil ich zu nah an einem Nachbargrundstück geparkt hatte. Nebenan wohnte der Schützenkönig mit Frau und fettem Nachzügler, da er in Verdacht stand der Reifenstecher zu sein, erging ich mich eine Weile in diversen Gewaltfantasien ihn betreffend.

Als das gesamte haus verkauft werden sollte nutzten wir den Wink des Schicksals und zogen noch weiter an den Arsch der Heide. Das Kaff hatte rund 400 Einwohner und 398 davon waren direkt miteinander verwandt.

Eigentlich wohnten wir hauptsächlich soweit draussen weil mein Freund Musiker war und gerne Nachts Klavier spielte, was in der Stadt nur möglich gewesen wäre, wenn man sich ein schalldichtes Zimmer baut oder der beste Freund von Neger Kalle ist.

Danach wohnte ich für einige Monate in Paris in einem christlichen Frauenhaus. Das war lustiger als es sich heute anhört. Die Leiterinnen waren Emanzen in Flatterkleidern und langen, grauen Haaren bis zum Hintern. Sie verboten uns auf den Zimmern zu essen, wegen der Ameisen. Die Zimmer trugen alle den Namen eines bekannten Künstlers, meins hiess "Frida Kahlo".

Man konnte Essensgutscheine kaufen und gegen schwere französische Mahlzeiten am Abend eintauschen. Einmal kochten wir uns selbst einen riesigen Topf Moule/Frites. Ein Mädchen hing danach die ganze Nacht überm Klo.

Eigentlich wollte ich eine Sprachenschule besuchen, doch bald schon stellte sich heraus, dass dort nur Trottel herumhingen und ein junger Russe, der in einem Banlieu, einem Ghetto am Rand von Paris hauste verguckte sich in mich und verfolgte mich tagelang durch die halbe Stadt.

"Ich habe geduscht heute morgen!" brüllte er mir jeden Tag auf französisch entgegen. Die Lehrerin fand das wahnsinnig witzig, ich hingegen beschimpfte ihn auf deutsch, was er teilweise sogar verstand, seiner Liebe zu mir aber keinen Abbruch tat.

Von Paris gings nach Frankfurt am Main. Ich machte dort ein mehrmonatiges Praktikum und hatte mir über die Mitwohnzentrale eine kleine Wohnung besorgt. Diesmal wohnte leider ich im Ghetto, in Griesheim.
Die Nachbarn hatten keine funktionstüchtige Eingangstür mehr, weil Herr Nachbar die im Suff einschlug, Frau Nachbarin hatte wohl nicht schnell genug geöffnet.

Nachts prüglten und beschimpften sie sich, bevor sie stundenlang lautstark vögelten, um sich danach weiter zu streiten. Frau Nachbarin klingelte gerne gegen eins in der Früh an meiner Tür, ich solle sie doch mal telefonieren lassen, ihr Hautcreme geben, oder was zu trinken. Ich hielt sie für Drogen abhängig und hatte den Verdacht sie wolle mich beklauen, womit ich wahrscheinlich goldrichtig lag.

Schliesslich rief ich in meiner Angst den Bruder meines Vermieters an, dem die Wohnung gehörte und der verkloppte den Nachbarn daraufhin mit einem Schirm.
Danach war Ruhe. Sex hatten die zwei auch keinen mehr, solange ich dort wohnte.

Ich zog nach München. Das 8 qm Zimmerchen für 400 DM Monatsmiete vermiete mir eine Radioautorin, deren psychischer Zustand dem von Norman Bates glich. Zuerst hatte es geheissen sie wäre den Sommer über fort. Aber stattdessen lungerte sie 24/7 in der Wohnung rum, sass vor sich hin stierend vor dem TV und besetzte den Zugang zum Balkon.

Ich suchte mir also über die Mitwohnzentrale eine andere Bleibe, diesmal in Sendling. Gleich hinterm Schlachthof. Diese Wohnung war super gelegen, leicht schmuddelig, aber irgendwie auch charmant. Das Bett war mit schwarzem Leder bezogen und alle Männer die mich besuchten hielten mich für ein veruchtes Luder.

Als es mir in Sendling zu teuer wurde, gings nach Moosach. das war auch sehr schön, vor allem nah am OEZ und ich wohnte nicht mehr allein, sondern das erste Mal richtig in einer WG. Das war richtig lustig. Eine Mitbewohnerin und 4 Katzen, Wintergarten und über 100 qm.

Wir wurden ganz dicke Freundinnen, tranken Wodka-Blutorange und riefen bei so einem Lokalsender an, wo wir unter falschem Namen Jungs dateten.

Manche von denen riefen noch Jahre später immer wieder an.

Wenn ich in Hamburg war, wohnte ich in Eppendorf. 2 Zimmer Jugenstil, Holzboden und Stuck.
Meine Mietrinnen, zwei Zwillings-Stewardessen waren ausgezogen und ich nutze die Gunst der Stunde.

Ein Jahr lebte ich dort alleine und dann zwei Jahre zusammen mit meinem heutigen Mann. Auf 50 qm. Das ist Liebe.

2000 zogen wir um in eine grosse, allerdings gemietete Altbauwohnung mit Katze, in meine Eigentumswohnung zogen zwei schwule Grafiker ein.

In gross Borstel waren wir sehr lange sehr zufrieden. Bis der Hauseigentümer wechelte und Mietnomaden und Ratten sich im Haus breitmachten. Da beschlossen wir die Kurve zu kratzen.

Und damit keiner uns sagen kann was wir unserer Wohnung machen dürfen und was nicht und damit wir auch wenig Mitspracherecht haben was Ungeziefer jeglicher Art angeht haben wir wieder etwas gekauft.

Es ist sehr schön hier. Kühl im Sommer und grün. Die Strasse ist nicht viel befahren und wenn, dann langsam wegen des Katzenkopfsteinpflasters.

Unser kleiner Garten hat sich prächtig entwickelt. Ich denke, es müsste schon noch eine gewaltige Steigerung kommen, damit wir hier wieder ausziehen.
Aber man weiss natürlich nie...


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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19