Frau G. |
Montag, 3. Juli 2006
Hochzeits(k)leid
frau g., 16:11h
Eine Bekannte aus einem meiner TCM Kurse war gestern ziemlich niedergeschlagen. Sie heiratet demnächst und hat 1. das Gefühl, dass sich kaum jemand mit ihr freut und 2. geht ihr die Unzuverlässigkeit der Eingeladenen auf die Nerven. Da wird kurzfristig abgesagt oder auch mal gar nicht und nur durch Zufall stellt sich heraus, dass XYZ nicht kommen wird. Freundinnen, die selbst solo sind und seit Jahr und Tag deswegen rumheulen, sind zurückhaltend geworden und spitzzüngig; grün vor Neid, würde ich vermuten.
Mit tat die Braut natürlich leid, solche Erfahrungen muss man nicht zwingend kurz vor der Hochzeit machen, da hat man wirklich anderes um die Ohren. Andererseits ist so eine Eheschliessung ein grosser Schritt und grosse Schritte sind Scheidewege. In China nennt man das "Übergangphasen", sie liegen zwischen den Elementen und es ist ganz natürlich, dass der Mensch sich in solchen Übergängen von altem, zu Ballast gewordenem befreit, um die neue Wandlungsphase unbelastet zu beginnen. Als Herr G. und ich geheiratet haben, waren wir gerade mal ein Jahr ein Paar. Auch ich hatte Freunde und Freundinnen, die mich nur als Single kannten und meinten mir mit Sprüchen wie: "Ach, ich dachte Du wolltest nie heiraten?" (Schwachsinn Stadium I)oder "Mit der Gratulation bin ich vorsichtig, das mache ich bei Schwangerschaften auch so, man weiss ja nie ob jemand das Kind auch bekommen will" (Schwachsinn Stadium II), "Das finde ich mutig, wir wollen uns allerdings nicht unter dem Zwang einer Ehe lieben müssen!" (Schwachsinn im Endstadium) den Tag versüssen zu müssen. Damals war ich noch nicht bereit konsequent aufzuräumen in meinem Leben und dummen, unverschämten Menschen die rote Karte zu zeigen. Also lud ich auch die ein, die sich im Nachhinein betrachtet total bescheuert aufgeführt haben. A.(solo) war sauer weil wir bei der Feier Abends keine Kinder eingeplant hatten und kündigte an, dann nicht abends teil zu nehmen, wenn ihre 4 Jährige nicht erwünscht sei. Komisch, ihren 20 jährigen Sohn wollte sie nicht mitbringen. Der musste normalerweise zwar immer babysitten, aber hier ging es ja nicht darum was wir wollten, welche Vorstellungen wir als Brautpaar von unserem tag hatten, sondern was A. wollte, sich durchsetzen nämlich. Ich sagte: "O.k., mach das, aber dann musst Du bitte bis 18 Uhr gehen, denn dann plane ich Dich nicht für´s Abensessen mit ein, ich möchte keine Unruhe aufbrechender Gäste mitten in den Ansprachen und während des Essens." Da war sie natürlich endgültig zu Tode beleidigt. B. nannte meinen zukünftigen Mann gerne "der da" und vergass konsequent seinen Vornamen. Zur Hochzeit erschien sie wie ein 20 Euro Freudenmädchen mit ihren knapp 40 Jahren und führte mit einem anderen Gast, den sie gerade kennengelernt hatte durchgehend Balztanzen mit Körperkontakt auf. C. eine Bekannte meines Mannes,die scheinbar früher ein Auge auf ihn gehabt hatte, was der Doofi aber wohl bis dahin nicht wirklich gerafft hat, schmiss sich an meinen damals engsten Freund heran und lästerte draussen vor der Tür unablässig über unsere Hochzeit ab, sehr zum Missvergnügen, der meisten anderen Gäste, die das mitbekamen, erstaunlicherweise aber nicht zum Missvergnügen meines angeblich besten Freundes, der scheinbar nur daran dachte wie er sie am schnellsten rumkriegen könnte. D. rief mich an, um mir zu sagen, dass sie und ihr Mann nur kämen, wenn sie ihren Hund mitbringen könnten, einen weissen Schäferhund. Die Hundephobie meiner Schwiegermutter fand sie lächerlich und schmollte beleidigt, als ich sie bat sich doch bitte jemanden zu suchen der für ein paar Stunden den Hund beaufsichtigen würde. E. teilte mir in einem Nebensatz mit, er und seine Schnalle könnten nicht kommen man führe in Urlaub. Ups, ja, naja, man sei auf so vielen Hochzeiten eingeladen, da fiele halt die ein oder andere durchs Raster. Eine Glückwunschkarte schickten sie natürlich auch nicht. Wieso auch, unsere Hochzeit war ihnen schliesslich eh scheissegal. Und so gings weiter, auch wenn es nicht viele waren, die genervt haben, so ist es doch unangenehm im Gedächtnis haften geblieben, wie ich gerade eben bemerke. Natürlich hatten wir auch nette Gäste, Gäste, die sich mit uns gefreut haben und den Tag mit uns genossen, die sich heute noch gerne an unsere Hochzeit erinnern. Wir haben in einer wunderschönen, alten Kirche geheiratet, ich hatte ein traumhaftes, handgenähtes Designer-Kleid aus champagnerfarbener Seide und einen wunderbaren Mann an meiner Seite, von dem ich wusste, dass er mich sehr glücklich machen wird. Trotzdem käme für mich heute eine grosse Hochzeitsfeier nicht mehr in Frage, auch keine Silber- oder sonstige Hochzeit würden wir je ausrichten. Viel zu viel Mühe und Aufwand, Zeit und Geld für Gäste, die das teilweise einfach nicht zu schätzen wissen, weil sie entweder neidzerfressen vor sich hinröcheln oder nichts anderes gewöhnt sind als Billighochzeiten im Gartenvereinsheim. Trotzdem waren diese Erfahrungen wichtig und gut, weil sie die Spreu vom Weizen getrennt haben. Danach war ich mit einigen Leuten durch, aber vollkommen durch. Wir sind jetzt 7 Jahre glücklich verheiratet und haben am Tag der Eheschliessung aus Spass gesagt, dass wir alle 10 Jahre das Eheversprechen erneuern werden, insofern eine Verlängerung erwünscht ist. *hüstel* Und das werden wir auch machen, ganz für uns alleine, irgendwo auf der Welt wo es schön ist. Es gab übrigens sogar Leute, zum Glück nur Online Bekanntschaften, die ich nur ein paar Mal live ertragen musste, die miteinander gewettet haben wie schnell wir uns wohl wieder scheiden lassen würden. Länger als 2 Jahre gaben sie unserer Ehe nicht. Tja, man sollte eben keine Wetten abschliessen über Menschen, die man nicht wirklich kennt. Und aus dem Wunsch heraus urteilen, dass es anderen doch bitte genau so beschissen gehen möge wie einem selbst. ... comment
melody,
Mo Jul 03, 2006, 17:07
:-)
Die Neidgeschichten, tja. Wir haben zwar für uns alleine geheiratet, in New York, aber ich verlor auch eine Freundin, mit der ich täglich Kontakt gehabt hatte vorher - sie meldete sich einfach niemals wieder. Mehr als zweimal nachhaken wollte ich nicht, denn ich wusste, dass sie Kummer hatte mit unserer Hochzeit (sie hätte nie katholisch heiraten können, was als Katholikin ihr großer Wunsch war).
Schade, dass es scheinbar immer irgendwie so laufen muss. Ihr macht das schön richtig. ... link ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19
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Es ist warm. So warm, dass man nicht viel machen kann... by frau g. (2013.07.29, 16:19) Politisch korrektes Deutsch
O.k.... man hat ja meist ein gewisses Selbstbild von... by frau g. (2012.01.02, 12:23) Sie haben eine ganz tolle...
Sie haben eine ganz tolle Einstellung dazu, deswegen:... by sid (2010.11.24, 13:43) |