Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 1. Juni 2006
Hausfrauen - Qi Gong
Oder wie die VHS Hamburg es lieber beschreibt: "Qi Gong am Vormittag."
Und Frau G. ist mittendrin. Alle Teilnehmerinnen älter, alle kranker als meine Wenigkeit, aber voll wachen Interesses und Enthusiasmus.

Bevor es los geht gibt´s einen Kräutertee und eine kurze Einweisung. Jede erzählt was sie so macht, als ich dran bin meint die Kursleiterin "Na, dann kennst Du das ja alles schon."

Nö, kann ich so nicht sagen. Ich weiss viel über Qi und sämtliche Elemente und noch mehr über Krankheitssyndrome, Meridiane und Behandlungsstrategien, aber wenig über Qi Gong. Und deshalb bin ich ja da.

Die Leiterin selbst ist etwa Mitte 40 und leidet und Rheuma am ganzen Körper. Ich hatte das schon an ihren Fingern gesehen, die verformt und ungesund verbogen wirken, knotig und mitgenommen.

Für eine solche Krankheit ist sie erstaunlich beweglich, finde ich und wundere mich, bis sie mir hinterher anvertraut, dass sie ganz schwere Medikamente nimmt, Zytostatika, die zwar das Rheuma erträglich machen. aber natürlich Nebenwirkungen haben.

Müde wird sie vor allem von den Spritzen, die sie achtmal im Monat nehmen muss und die Tausende von Euro kosten. Die anderen Nebenwirkungen Leberschädigungen, Herzschädigungen, Nierenschädigungen, erwähnt sie nicht.

Da sie selbst Heilpraktikerin ist wundere ich mich ein bißchen und frage nach. Ja, sagt sie, sie hat auch schonmal Akupunktur und Kräuter versucht, hat aber nichts genützt und das wäre auch dauerhaft zu teuer.

Aha. Ich finde ja immer das letzte Hemd hat keine Taschen und ich möchte mich nicht nur besser fühlen, sondern auch wenn möglich nicht schon mit 50 ins Gras beissen. Vielleicht ein zu hoher Anspruch ans Leben. Aber versuchen kann man´s ja mal.

Die Hausfrauen breiten ihre Decken und Matten routiniert aus, sie alle waren schonmal hier. Ich mache einfach alles nach und ernte wohlwollende Blicke und gutgemeinte Ratschläge.

Das Qi Gong selbst ist unheimlich entspannend. Ich finde erstaunlich schnell zur Ruhe, kann los lassen, mich erden und jede Fingerspitze einzeln spüren.

Hinterher bin ich wach und ausgeruht. Als ich aus dem Auto steige und im Regen nachhause laufe bemerke ich erst an der Haustür, dass ich den Schirm im Wagen vergessen habe.

Und erstaunlicherweise finde ich das kein bißchen ärgerlich, sondern drehe noch eine Runde über die Strasse und erfreue mich daran nicht aus Zucker zu sein.

... comment

Online seit 7644 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19