Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 4. Mai 2006
Das blaue Band des Frühlings
Seit gestern ist es hier zum ersten mal in diesem Jahr so richtig vorsommerlich warm. Erstaunlich wie sich dann das Leben sofort auf die Strasse verlegt.

Die kleinen Tische und Stühlchen vor jedem noch so winzigen Lokal auf dem Kopfsteinpflaster unserer Strasse vermitteln dieses Pariser Flair, das ich so liebe. Unser Stadtteil ist schön, aber im Sommer ist es hier einfach noch schöner.

Auf den filigranen Jugendstilbalkonen der Nachbarhäuser hocken die Leute lachend und Wein trinkend bis in die Nacht. Knöterich schiebt sich grünend die Fassaden hoch,frisch bepflanzte Blumenkästen duften durch das Dunkel.

Überall stehen Windlichter und Kerzen, es ist unheimlich still und lauschig, man mag kaum glauben quasi in der Innenstadt zu wohnen.

Unser kleiner Garten, im urbanen Leben ein echter Luxus, grünt und blüht, die Holzmöbel glänzen in der Sonne und der grösste der vier Rhododendren, schwer von hunderten dicker Knospen, wird noch dieses Wochenende in voller Pracht blühen.

Ich muss an ein Gedicht von Kästner denken.

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!"
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

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@ hamburger luxus-perle,

ein schönes kästner-gedicht. da frag ich mich: wann beginnt eigentlich der flieder zu blühen?
frau g. hat einen garten und auch noch rhododendron? *ganz neidisch werd*

sonnige berliner grüsse, frau bona.

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19