Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Donnerstag, 16. Juni 2005
Langsames denken wird bestraft
Manchmal bin ich so weit weg in Gedanken, dass es Leuten, die ich eigentlich von meiner to-do-Liste gestrichen hatte, tatsächlich gelingt mich zu überrumpeln und mir Zeit abzuringen, die ich eigentlich gar nicht habe. Zumindest nicht für sie.

Aus einem geschickt geschwindelten "Nö, ich habe leider schon was vor", wird dann ein geistesabewesendes "Hä? Äh, nee, ich habe nix vor, wieso?" Und noch während ich das sage, denke ich schon in bester Homer Simpson Manier: "NEIN!"

So kam es wie es kommen musste, ich wurde nach dem Seminar mal wieder zum Kaffeetrinken abgeschleppt. Schon als sie mich nötigte eine vier Stockwerke hohe, enge, kleinstufige Wendelreppe hinunterzusteigen, weil sie grundsätzlich zu Fuss geht und nie Aufzüge benutzt, mit dem Ergebnis, dass mir unten angekommen schrecklich schwindelig war, wusste ich das wird diesmal kein Vergnügen.

Beim Vegetarier an der Ecke war´s ihr zu voll, in dem kleinen Bistro gegenüber zu schattig. Neine, Schattenplätze seien nicht ihr Fall. So marschierte sie strammen Schrittes Richtung Fussgängerzone in ein Eiscafé. Mein Einwand, ich wolle aber eigentlich kein Eis, sondern wenn, dann lieber was warmes zu Mittag, eine Suppe oder so, wischte sie damit vom Tisch, dass sie keinen Hunger habe und eh weder Eis noch Suppe essen würde. Aha.

Wir könnten ja Kaffee trinken. Und ich muss leider sagen, genau so sieht sie aus, Kaffee, Kippen und sonst nix.
Nee, sagte ich, Kaffee ist schlecht, den trinke ich nur mit viel Sojamilch, aber ich könnte ja einen Tee bestellen. Während ich die Karte studierte, löcherte sie mich darüber weshalb ich denn keine Kuhmilchprodukte zu mir nähme. Nicht, dass ich ihr das nicht schon des langen und breiten erklärt hätte. Ungefähr 5 bis 6 mal.

Nach der Feststellung, dass eine Tasse Tee im Eiscafé 2,80 kosten sollte, setzte ich mich zumindest dahingehend durch, dass ich dort nichts bestellen würde und stand auf. Sie folgte mir ziemlich mucksch zurück zum Vegetarier, bei dem es nun nicht mehr so voll war.

Wir fanden zwei Plätze und sie wollte partout den Schattenplatz, also nahm ich in der prallen Sonne Platz.
Sie bestellte Cappucino und zündete die erste von unzähligen Kippen an. Nein, essen wollte sie nichts.
Statt dessen wollte sie mir von ihrer Ehe und ihren Kindern erzählen. Am liebsten stundenlang und immer das gleiche.

Als unendlich viele , langweilige Minuten später mein Schafskäsetoast kam, schnappte sie ihn sich gesxchickt, biss rein und befand ihn für wirklich sehr lecker. Zwar animierte sie das nicht dazu selbst einen zu bestellen, aber sie liess es sich nicht nehmen während des Ehevortrages kleine Pausen einzulegen, in denen sie "Ich muss da leider nochmal abbeissen" ankündigte.
Es blieb mir also nichts anderes übrige, statt meinen Toast mit Messer und Gabel zu essen, ihn in die Hand zu nehmen, damit sie ihn nicht dauernd angrabbelte.

Nach anderthalb Stunden war ich fertig mit essen und fertig mit den Nerven.
Ich befürchte mein Geduldsfaden wird dünner, je älter ich werde.

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tjaha, es geht doch nichts über treffen mit leuten, die einen als schutzwall vor der einsamkeitskälte benutzen, obwohl sie sich nicht wirklich für andere interessieren. scheinbar muss man da manchmal durch, wenn man nicht allzu unfreundlich sein will ... aber man lernt es ja dann doch.

Das Gelalle und Generve wegen dem perfekten Wunschsitzplatz halte ich inzwischen übrigens für ein eindeutiges Zeichen, dass die betreffende Person verklemmt ist, sich aber für sexuell aufgeschlossen hält. (muss ich jetzt dazuschreiben, dass ich das ironisch meine ... vermutlich ja, wenn auch nicht für FrauG :-) .)

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Hallo,
das ist ja wohl das letzte.
Aber wahrscheinlich musst du dich darüber noch ein paarmal Ärgern, bis du der Frau mal richtig die Meinung sagst.
Ansonsten sehr tapfer, ich häte den Toast nicht gegessen, an dem jemand geknabbert hat, der mir total unsympatisch ist.
Gruß
imeisi

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Teurste Frau G,
Bei der Lektüre dieses Beitrags beschleicht mich der Verdacht, dass sie leider was von Ihrem einstigen 'Biss' verloren haben. Vor zwei Jahren hätten Sie's der Dame aber...,
hätten Sie. Oder?
Ihr ergebenster Diener
DonParrot

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19