Frau G. |
Sonntag, 13. Februar 2005
Alles neu macht der Februar
frau g., 16:54h
Das neue Gesicht von Frau G.´s Blog ist zwar mehr unfreiwillig entstanden, aber manchmal sind diese ungewollten, nicht umkehrbaren Veränderungen gar nicht so übel.
Das trifft auch auf einige Dinge im Offline-Leben zu. Etwas verändert sich, läuft in eine unerwartete Richtung und zack entsteht eine Art Zugzwang aus Aktionen und Reaktionen. Als ich ein ganz kleines Mädchen war, wollte ich Lehrerin werden. ich glaube, weil ich es schön fand mit einem roten Stift zwischen blauer Tinte herum zu kritzeln. Ich schrieb in meiner Schule in der Waschküche, in der meine Puppen, Steifftiere und ich die zweite Klasse meiner Parallelwelt besuchten, Diktate und Aufsätze, in die ich extra Fehler einbaute, damit ich sie danach in meiner Rolle als Lehrerin korrigieren konnte. Einmal schlug ich meinen Stoffhund, weil er keine Hausaufgaben gemacht hatte. Das war kurz nachdem mich meine eigene Lehrerin ohrfeigte, weil ich sie angelogen hatte, bezüglich einer noch schnell in der Pause erledigten Hausaufgabe. Ich fühlte mich nach der Massregelung meines Hundeschülers allerdings so schlecht, dass sich der Berufswunsch Lehrerin und auch die Waschküchenschule von da an in Luft auflösten. Später, als Gymnasiastin, wollte ich Rechtsanwältin werden. Am besten gleich Staatsanwältin. Ich sah mich flammende Plädoyers der Gerechtigkeit führen. Die Bösewichter dieser Welt zu langjährigen Strafen verknacken. Bis ich im Zuge des SoWi-Unterrichtes feststellte, dass unser Rechtssystem nicht unbedingt auf der Basis der Gerechtigkeit erstellt wurde, sprich Recht nicht gleich Gerichtigkeit bedeutete. Und das schlechte Gewissen gegenüber denen, die unsere Gesetze alles andere als schützen, drückte mich schon Jahre vor einem potentiellen Studium. Später dann wollte ich eine berühmte Journalistin werden. Skandale aufdecken, Meinung machen, Preise einheimsen. Dieser Traum dauerte am längsten. Ich tat eine Menge um ihn zu verwirklichen. Ich studierte das Richtige, ich machte die richtigen Praktika Hospitanzen und Jobs. Mit Larifaripillepalle gab ich mich gar nicht erst ab. Ich versuchte sogar die Ellenbogen zu ignorieren, die mir in die Seiten droschen. Den unerbittlichen Konkurrenzkampf und die Boshaftigkeiten. Die Tatsache, dass nicht unbedingt die an Schlüsselpositionen sassen, die gut waren, sondern die, die gut nachtreten und draufhauen konnten. Deren Gewissen auf Erbsengrösse geschrumpft war. Ich schaute weg und begann schlecht zu schlafen. Manchmal schlief ich tagelang gar nicht mehr. Ich verlor die Fähigkeit mich fortzubewegen. Es ging nicht mehr voran. Leider aber auch nicht mehr zurück. Ich stand da, starr, unfähig mich zu lösen, aufzugeben, umzuschwenken. Schliesslich kam ich dann doch noch los, bewegte mich immerhin zur Seite und versuchte zumindest den Rand des Traums festzuhalten. Die Angst zu versagen war schlimmer, als das versagen selbst. Ich hatte Arbeit, ich schrieb, aber ich schrieb nicht das was ich schreiben wollte. Doch mir graute vor dem was ich tun müsste, um wieder auf den anderen Weg zu kommen. Was es mich kosten würde, etwas wahr zu machen, was augenscheinlich so zerstörerisch auf mich wirkte. Schliesslich nahm mir mein Körper die Entscheidung ab und ich wurde krank. So krank, dass ich fast den Löffel abgab. Und da liess ich endlich los. Ich wollte nur noch eins werden: gesund. Und ich begann aktiv etwas dafür zu tun. Mehr, als ich mich je für eine andere Sache engagiert hatte. Und nun ist es fast geschafft. Ich bin wieder gesund genug, um neue Träume wachsen zu lassen. Und ich habe erkannt, dass ich an die alten nicht mehr anschliessen kann und -noch wichtiger - auch nicht mehr anschliessen will. So werde ich im Alter von 33 Jahren noch einmal ganz von vorne anfangen. Das erste Mal im Leben habe ich mir einen Fünf-Jahres-Plan erstellt, in dem genau festgelegt ist, welcher Schritt dem nächsten folgen wird. Ich weiss, dass ich mein ganzes Leben lang schreiben werde, weil es mir liegt und weil ich es liebe. Aber ob ich es je (wieder) für Geld tun werde, das steht in den Sternen. Im Fünf-Jahres-Plan ist es jedenfalls nicht vorgesehen. ... comment
melody,
So Feb 13, 2005, 17:32
das liest sich so, als ob du die richtigen Dinge vorhast. alles Gute dafür :-)
und vor allem ist es wunderbar, dass du gesund bist. das macht alle möglichen dinge einfacher, auch änderungen in plänen usw. ... link
frau g.,
So Feb 13, 2005, 17:37
Ja, alle Sachen, die man nicht kaufen kann wie Gesundheit, Liebe oder Freunde sind eigentlich die wichtigsten überhaupt.
Es geht mir gesundheitlich noch nicht wieder100% so gut wie ich es einmal war, aber ich habe so schöne Fortschritte gemacht, dass ich damit auch weiterhin gut leben könnte, wenn es so bliebe. Ich bin dahingehend wahscheinlich auch bescheidener geworden und ein bißchen demütiger, aber wem sag ich das... Danke für die lieben Wünsche. Auch das ist unbezahlbar. :-) ... link ... comment
mark793,
So Feb 13, 2005, 17:40
Wow
Erkenne mich in einigem wieder. Musste indes nicht den Weg durch die Krankheit nehmen, um festzustellen, dass die Lohnschreiberei Raubbau an der geistigen Gesundheit bedeutet. Ganz weg bin ich davon auch noch nicht, denn die Rechnungen zahlen sich ja nicht von alleine. Insofern hast Du mir mit Deiner klaren Exit-Strategie was voraus. Gratuliere!
... link ... comment
imeisi,
So Feb 13, 2005, 17:57
Viel Glück!
Hi,
dann wünsche ich dir mal viel Glück für den 5-Jahresplan. Gruß imeisi ... link
bine,
Mo Feb 14, 2005, 20:37
Dein Weg
Hallo Frau G.,
ein kleines Stück hat sich unser Weg berührt - vermutlich haben Sie allerdings in HH studiert und ich habe in München versucht ein "Schreiberling" zu werden. Mir kam dann allerdings ein 2900 g schweres, blondes Wesen (inzwischen wesentlich schwerer und 175 cm lang) dazwischen. Wenn ich Ihren Beitrag lese, dann war das sehr, sehr gut so, denn ich hatte den gleichen Traum wie sie - und vermutlich hätte sich dieser nie erfüllt. Viel Glück und noch mehr Gesundheit wünscht die Strick-Bine ... link ... comment
bettina,
Di Feb 15, 2005, 21:57
Liebe Frau G.
der menschliche Körper weiß genau, was er macht. Wenn es ihm zuviel wird, dann zieht er die Notbremse, hab ich auch selber erfahren müssen; aber es ist wirklich besser so.
Ich freue mich für Sie, dass es Ihnen wieder besser geht. Gesundheit ist wirklich das Wichtigste im Leben. Und erst durch einen Rückschlag erkennt man das und weiß auch wieder die wahren und kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Ich wünsche Ihnen einfach viel Gesundheit und alles Liebe. Bettina ... link ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19
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Es ist warm. So warm, dass man nicht viel machen kann... by frau g. (2013.07.29, 16:19) Politisch korrektes Deutsch
O.k.... man hat ja meist ein gewisses Selbstbild von... by frau g. (2012.01.02, 12:23) Sie haben eine ganz tolle...
Sie haben eine ganz tolle Einstellung dazu, deswegen:... by sid (2010.11.24, 13:43) |