Fu Kar We: F R a U is for me (and Tatouage) G
Frau G.
Mittwoch, 22. Juni 2005
Hot Spot
Es ist schon schön zu lesen, dass man nicht die Einzige ist, die seltsame Leute, hm, seltsam findet. Ja, Menschen die sich stundenlang mit der richtigen Platzwahl befassen können, haben meist noch schwerwiegendere Probleme mit an Bord, zumindest meiner bescheidenen Erfahrung nach. Vielleicht ist diese Platzwahldiskussionsfreudigkeit ja in Wirklichkeit nur eine Art Ablenkungsmanöver? Man weiss es nicht und ich will´s auch nicht wirklich wissen. Zu wenig Zeit, zu grosser Energieaufwand.

Gleich nach der Platzwahldiskussion kommt für mich übrigens die Fenster zu / Fenster auf Diskussion. Allein der Satz: "Hier zieht`s irgendwie", verschafft mir gleich einen dicken Hals, besonders, wenn er an einem Tag geäussert wird, an dem es schon um 10 Uhr morgens 30 Grad warm ist. Klar, sollen doch alle anderen ersticken, weil die magere Hippe schräg gegenüber friert. Mit ihrem dünnen Blüschen über den dürren Knöchelchen kann sie das winzige bißchen frische Luft nicht ertragen ohne zu jammern und singsangartig immer wieder zu fordern man möge doch das Fenster bitte endlich schliessen.

Sich woanders als ans Fenster zu setzen, oder eine Strickjacke übers dünne Blüschen zu ziehen, ist selbstverständlich keine Alternative. Wieso auch, es können sich doch einfach alle nach ihr richten, dann passt das schon.

Sie hat einen dicken Nerv, was man allein daran erkennen kann, dass sie trotz der Fensterzu-Diskussion und meiner bösen Blicke unbedingt eine Lerngruppe mit mir bilden möchte.
Natürlich bei mir zuhause.
Bei ihr ist sowas schlecht umzusetzen. Nee, ist klar. Ausweichende Antworten wie "Ich habe wenig Zeit" "Die nächsten Wochen bin ich eigentlich immer busy" "Ich lerne am besten alleine, nicht böse sein" perlen an ihr ab, wie Wasser am Regenmantel. Was sie will, das setzt sie durch, zumindest versucht sie es hartnäckig immer wieder. Steter Tropfen höhlt den Stein. Eine Antwort wie "Vielleicht wenn die Hölle mal zufriert", ist demnächst wohl unvermeidbar.

Sogar die Frau, die meinen Toast angemampft hat, aber sonst immer ganz p.c. tut, kann sich nicht durchringen, sich mit der Hippe zum lernen zu treffen. "Nee", informiert sie mich, "das muss ich mir nicht geben." Und ich denke: "komisch, genau so geht´s mir mit Dir auch."

Immerhin weiss ich seit heute wo sich der Rabenschnabelfortsatz befindet und habe massenweise, Kugel-, Scharnier- und Drehgelenke ertastet. Übrigens, verschwitzte Schulterblätter anzufassen ist nicht das reine Vergnügen, aber wer sowas schon eklig findet kann sich den Heilpraktikerberuf gleich von der Backe putzen. da kommen noch ganz andere Sachen auf einen zu.

Heute habe ich erfahren, dass Heilpraktiker theoretisch auch OPs durchführen dürfen, nämlich deshalb weil das im Heilpraktikergesetz nicht verboten ist. Nur nicht unter Narkose, denn da greift dann das Arzneimittelgesetz. Was sagt man dazu?

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Donnerstag, 16. Juni 2005
Irrung und Wirrung
Es ist nicht schlimm bei einer aussichtslosen Angelegenheit die Waffen zu strecken, es wäre nur dann schlimm, wenn man sich das nicht leisten könnte.

Das zumindest habe ich heute gelernt. Und auch gemerkt, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich es eben nicht nötig habe, mir alles gefallen lassen zu müssen. Schon gar nicht von unverschämten Müttern unerzogener Kinder, die meinen für ihre paar Euro nicht nur eine Betreuung für ihre Kindern, sondern auch noch eine Putze für ihren versifften Haushalt zu bekommen. Da war sie bei mir aber leider an der falschen Adresse und kann sich nun gleich beides neu suchen: Putze und Kinderfrau.

Abgesehen davon, dass es mir rein ideologisch betrachtet enorm schwer gefallen ist, Kinder zu betreuen, die von ihrer überforderten Mutter mit Fertigerichten, Süssigkeiten und Nutella vollgestopft werden, weder Bitte noch Danke sagen können und in keiner Weise altersgerecht gefördert und gefordert werden. Da frisst mich das Mitleid für diese kleinen Menschen nämlich regelrecht auf.

Mein lieber Schwan, was hatte ich für ein Glück mit meinen eigenen Eltern. To be true, da war sicher auch nicht alles rosarot und wie aus dem Lehrbuch, aber gesunde Ernährung, gutes Benehmen und das vertraut machen mit Kunst und Kultur standen auf der Prioritätenliste wirklich ganz oben.

Und alles zusammen hat mir viele, viele Türen geöffnet, nicht nur nach aussen, sondern vor allem auch nach innen.

Das Thema Kinderbetreuung lege ich hiermit jedenfalls erstmal ad acta.

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Langsames denken wird bestraft
Manchmal bin ich so weit weg in Gedanken, dass es Leuten, die ich eigentlich von meiner to-do-Liste gestrichen hatte, tatsächlich gelingt mich zu überrumpeln und mir Zeit abzuringen, die ich eigentlich gar nicht habe. Zumindest nicht für sie.

Aus einem geschickt geschwindelten "Nö, ich habe leider schon was vor", wird dann ein geistesabewesendes "Hä? Äh, nee, ich habe nix vor, wieso?" Und noch während ich das sage, denke ich schon in bester Homer Simpson Manier: "NEIN!"

So kam es wie es kommen musste, ich wurde nach dem Seminar mal wieder zum Kaffeetrinken abgeschleppt. Schon als sie mich nötigte eine vier Stockwerke hohe, enge, kleinstufige Wendelreppe hinunterzusteigen, weil sie grundsätzlich zu Fuss geht und nie Aufzüge benutzt, mit dem Ergebnis, dass mir unten angekommen schrecklich schwindelig war, wusste ich das wird diesmal kein Vergnügen.

Beim Vegetarier an der Ecke war´s ihr zu voll, in dem kleinen Bistro gegenüber zu schattig. Neine, Schattenplätze seien nicht ihr Fall. So marschierte sie strammen Schrittes Richtung Fussgängerzone in ein Eiscafé. Mein Einwand, ich wolle aber eigentlich kein Eis, sondern wenn, dann lieber was warmes zu Mittag, eine Suppe oder so, wischte sie damit vom Tisch, dass sie keinen Hunger habe und eh weder Eis noch Suppe essen würde. Aha.

Wir könnten ja Kaffee trinken. Und ich muss leider sagen, genau so sieht sie aus, Kaffee, Kippen und sonst nix.
Nee, sagte ich, Kaffee ist schlecht, den trinke ich nur mit viel Sojamilch, aber ich könnte ja einen Tee bestellen. Während ich die Karte studierte, löcherte sie mich darüber weshalb ich denn keine Kuhmilchprodukte zu mir nähme. Nicht, dass ich ihr das nicht schon des langen und breiten erklärt hätte. Ungefähr 5 bis 6 mal.

Nach der Feststellung, dass eine Tasse Tee im Eiscafé 2,80 kosten sollte, setzte ich mich zumindest dahingehend durch, dass ich dort nichts bestellen würde und stand auf. Sie folgte mir ziemlich mucksch zurück zum Vegetarier, bei dem es nun nicht mehr so voll war.

Wir fanden zwei Plätze und sie wollte partout den Schattenplatz, also nahm ich in der prallen Sonne Platz.
Sie bestellte Cappucino und zündete die erste von unzähligen Kippen an. Nein, essen wollte sie nichts.
Statt dessen wollte sie mir von ihrer Ehe und ihren Kindern erzählen. Am liebsten stundenlang und immer das gleiche.

Als unendlich viele , langweilige Minuten später mein Schafskäsetoast kam, schnappte sie ihn sich gesxchickt, biss rein und befand ihn für wirklich sehr lecker. Zwar animierte sie das nicht dazu selbst einen zu bestellen, aber sie liess es sich nicht nehmen während des Ehevortrages kleine Pausen einzulegen, in denen sie "Ich muss da leider nochmal abbeissen" ankündigte.
Es blieb mir also nichts anderes übrige, statt meinen Toast mit Messer und Gabel zu essen, ihn in die Hand zu nehmen, damit sie ihn nicht dauernd angrabbelte.

Nach anderthalb Stunden war ich fertig mit essen und fertig mit den Nerven.
Ich befürchte mein Geduldsfaden wird dünner, je älter ich werde.

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Montag, 30. Mai 2005
Abstinenz
Je weniger ich blogge und/oder surfe, desto mehr verwundern mich die Mechanismen, die sich innerhalb der Bloggosphere so abspielen.

Die Intensität mit der sich manche hassen, die Gier anderer nach permanenter Zustimmung und von allen bewundert und geliebt zu werden verschlägt mir immer öfter die Sprache.

Und die, die am meisten auf die Tonne kloppen sehen im echten Leben immer aus wie ein übriggebliebener Buchhalter mittleren Alters, der knapp dran vorbei geschrammt ist, immer noch oben bei Mutti zu wohnen oder wie das Mädchen, dass beim Abschlussball Schiss hatte nicht zum tanzen aufgefordert zu werden, in ihrem Blog aber so tut als wolle jeder Tzstziki-Verkäufer sie auf die Pritsche zerren und/oder der Pulitzer Preis für ihr grandioses Lebenswerk sei nur eine Frage der ZEIT. Sie schreiben erfundene Sexgeschichten oder erfundene Lebensdramen oder nennen sich mit raschen Schritten auf die 40 zueilend Geburtstagsprinzessin.

Gleichzeitig wollen sie ernst genommen und bewundert werden und bei Google auf Platz eins stehen und auf sämtlichen Blogrolls erscheinen.

Sie tun sich in Gruppen zusammen, bestätigen sich dort gegenseitig ihre Wichtigkeit für Web und Welt und hassen leidenschaftlich die anderen Gruppen und besonders die Autarken, die es mit den Gruppen genrell nicht so haben oder die Gemeinschaftsgefühle virtueller Art nicht zu schätzen wissen. Zweifel sind nicht erwünscht. Und Kritik ist es schon gar nicht.

Das fasst man sich an den Kopp und fragt sich: hallo? Wie seid Ihr eigentlich drauf? Habt Ihr kein Leben? Wie kann man bloss soviel Energie darauf verschwenden sich derart bescheuert aufzuführen?

Aber ganz ehrlich, ich will´s gar nicht wirklich wissen, die Antwort wäre wahrscheinlich deprimierend.

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Letzte Aktualisierung: 2013.07.29, 16:19